Prozess: Hass-Duell im Justizpalast

Ex-Premier Villepin soll eine Intrige gegen Präsident Sarkozy geschmiedet haben.

Paris. Ein unglaubliches Polit-Drama spielt sich derzeit im "Palais de Justice" auf der Pariser Seine-Insel ab. Der frühere französische Premierminister Dominique de Villepin (55) wird beschuldigt, einer der Drahtzieher in einer Rufmordkampagne gegen Nicolas Sarkozy zu sein. Der Staatspräsident tritt in dem Prozess als Nebenkläger auf.

Dass sich Dominique de Villepin und Nicolas Sarkozy, die führenden Köpfe der Regierungspartei UMP innigst hassen, ist in Frankreich ein offenes Geheimnis. Hier bricht sich Jahre lang angestaute Wut Bahn. Es dauert nicht lange, da holt der Ex-Premier aus zum Rundumschlag gegen seinen Rivalen. Ein fulminanter Auftakt im spektakulärsten Prozess der letzten Jahre.

Ruhig und konzentriert setzt Villepin seine Worte, so als formuliere er Sätze für die französischen Geschichtsbücher: "Ich bin hier wegen der Verbissenheit eines Mannes, Nicolas Sarkozy, der auch Präsident der Republik ist." Und fügt hinzu: "Ich werde aus dem Prozess frei von jeder Schuld und rein gewaschen herausgehen." Wendet man hingegen die ungünstigste Prognose für den ehemaligen Regierungschef an, so droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe - maximal fünf Jahre.

Rückblende: Vor 18 Jahren lieferte Frankreich Fregatten an Taiwan. Ein lukratives Rüstungsgeschäft, das über die Deutsche-Börse-Tochter "Clearstream" abgewickelt wurde. Angeblich soll dabei Schmiergeld auf die Konten französischer Politiker geflossen sein.

2001 eröffnete der Untersuchungsrichter Renaud Van Ruymbeke deshalb ein Ermittlungsverfahren. Anfang 2004 wurden ihm schließlich höchst pikante Listen von Clearstream-Konten zugespielt.

Nicht nur der damalige Finanz- und Wirtschaftsminister Nicolas Sarkozy stand auf dieser Liste, sondern auch seine Kabinettskollegen Dominique Strauss-Kahn, Alain Madelin und Jean-Pierre Chevènement. Dominique de Villepin, in jenen Tagen Außenminister, soll gejubelt haben, weil er seinen größten Rivalen Sarkozy für politisch erledigt hielt.

Doch wie der Richter schnell herausfand, war die Liste manipuliert. Man hatte Namen und Konten nachträglich hinzugefügt. Peinlich für Villepin: Er selbst soll Ermittlungen in der Clearstream-Affäre gegen seine Kabinettskollegen in Auftrag gegeben haben.

Die Männer, die sich dabei ebenfalls die Finger schmutzig gemacht haben sollen, sitzen neben dem Ex-Premier auf der Anklagebank: Der Informatiker Imad Lahoud, damals ein Mitarbeiter des Rüstungskonzerns EADS, hat nicht nur zugegeben, die Listen gefälscht zu haben. Er beschuldigt auch Villepin der Mitwisserschaft. Jean-Louis Gregorin, damals zweiter Mann an der EADS-Spitze und ein enger Weggefährte von Villepin, soll die gefälschten Listen schließlich den Ermittlern zugespielt haben.

Für Nicolas Sarkozy steht fest: Villepin, im Jahr 2004 ebenso wie er fest entschlossen, die Nachfolge von Staatspräsident Jacques Chirac anzutreten, wollte ihn mit dieser Intrige elegant aus dem Weg räumen.

Ob die Wahrheit in dem auf vier Wochen angesetzten Rufmord-Prozess ans Licht kommen wird? Villepin, der sich eher als Opfer denn als Angeklagter sieht, sagt: "Mein Kampf ist der Kampf aller, die Opfer des Machtmissbrauchs sind."

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