Pro und Contra: Darf Google Straßen und Häuser fotografieren?

Ja, Persönlichkeitsrechte gelten nun mal nicht für Häuser oder Garagen. So lange Menschen nicht zu erkennen sind, spricht nichts gegen den Internet-Dienst. Nein, das Sicherheitskonzept des Konzerns lässt viele Fragen offen. Private Details werden für die Welt gespeichert. Kriminellen wird die Arbeit erleichtert.

Pro: Was ist so schlimm daran, wenn Google ganze Straßenzüge fotografiert und im Internet dokumentiert? Nichts! Persönlichkeitsrechte werden dadurch zumindest nicht verletzt - schlicht und ergreifend, weil Häuser und Garagen keine besitzen. Im Gegenteil: Ein Verbot verstößt sogar gegen das Recht der Straßenbild-Freiheit, die durch das Urheberrecht geregelt ist. Wer will, darf Gebäude an öffentlichen Straßen fotografieren. Auch Google.

Natürlich bleibt ein dumpfes Unbehagen, weil der datenhungrige Gigant auch Menschen in seinem Internetdienst Street View zeigt. So lange sie ohne Wenn und Aber unkenntlich gemacht werden, ist das in Ordnung. Der Blick auf die Haustür muss erlaubt sein, der Blick hinein ist und bleibt tabu.

Wer dem US-Unternehmen die Aufnahmen verbietet, muss das auch bei anderen tun. Auch dem Otto-Normal-Nutzer, der womöglich nur seine Urlaubsfotos im Internet veröffentlichen will. Unfreiwillig auf Fotografien im Internet aufzutauchen, ist ein Teil des Preises, der für eine freie Mediengesellschaft zu zahlen ist.

Contra: Natürlich ist es verlockend, einen Blick in die Straße zu werfen, inder ich vielleicht wohnen oder meinen Urlaub verbringen möchte. Aberwährend ein Passant meist nur flüchtig auch private Details betrachtet,hält Google sie dauerhaft für die Welt fest. Will ich das? Nein!

Es ist auch kein schöner Gedanke, dass sich Kriminelle problemloseinen Überblick über Örtlichkeiten verschaffen, Einbrüche oderTerrorakte planen können. Außerdem lassen sich mit dieser DatenflutRückschlüsse ziehen auf die finanzielle Situation der Menschen. Dieses"Geoscoring" wird schon heute genutzt, um die Kreditwürdigkeit vonPersonen zu ermitteln.

Unklar ist auch Googles Sicherheitskonzept. Erst kürzlich musste derKonzern eingestehen, Daten aus privaten Netzwerken gesammelt zu haben.Wer hat alles Zugriff auf die Informationen und Fotos, die jetzt insNetz gestellt werden? Wie werden sie geschützt? Letztlich zeigt dieaktuelle Diskussion, dass das deutsche Datenschutzrecht noch langenicht in der Gegenwart angekommen ist.

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