Obama: Ich habe eine Schwäche für Deutschland

Iran, Guantanamo, Wirtschaftskrise – Kanzlerin und Präsident üben Schulterschluss.

Washington. Die USA und Deutschland wollen zur Lösung internationaler Dauerkrisen noch stärker als bisher an einem Strang ziehen. Nach einem Vieraugengespräch im Oval Office des Weißen Hauses würdigten US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel die enge Partnerschaft zwischen den beiden Ländern. In Fragen von Iran über Afghanistan bis hin zum Klimawandel gebe es "weite Übereinstimmung" zwischen Washington und Berlin.

Auch bekräftigte Obama seine persönlichen Sympathien für die Bundeskanzlerin. "Ich mag Kanzlerin Merkel" sagte der Präsident. "Sie ist klug und pragmatisch. Ich vertraue ihr, wenn sie mir etwas sagt." Obama fügte hinzu, dass er seit seinem Amtsantritt die Bedeutung der bilateralen Beziehungen besonders schätzen gelernt habe.

"Ich hatte in meinem Herzen schon immer eine warme Stelle, eine Schwäche für Deutschland." Dieses Gefühl habe sich als Folge der Begegnungen mit Merkel sowie seines Besuchs Anfang Juni in Dresden weiter verstärkt.

Der geplante Auftritt im Rosengarten des Weißen Hauses, der protokollarische Höhepunkt des Besuchs in Washington, musste allerdings wegen Gewitterwarnungen ausfallen.

Beherrschendes Thema war die Lage im Iran. Beide Politiker verurteilten die gewaltsame Unterdrückung der öffentlichen Proteste gegen das Wahlergebnis aufs Schärfste. Die Forderung des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, dass sich Obama für seine Kritik an dem Umgang mit Demonstranten entschuldigen solle, wies Obama zurück.

"Ich nehme es nicht ernst, wenn er so etwas sagt", erklärte der US-Präsident. "Es ist erst recht nicht notwendig, weil die USA sich nicht eingemischt haben. Ahmadinedschad sollte sich lieber Sorgen machen über die Verpflichtungen, die er gegenüber seinem eigenen Volk hat."

Beide betonten, dass die Aussicht auf eine potenzielle Atommacht Iran ein "großes Problem" darstelle und man aktiv zusammenarbeiten werde, um Teheran am Ausbau des Nuklearprogramms zu hindern. Ohne die Forderung nach weiteren deutschen Truppen zu wiederholen, würdigte Obama den deutschen Beitrag zur Stabilisierung Afghanistans.

Auf Guantanamo Bay angesprochen bekräftigte der Präsident, dass er an der Schließung des umstrittenen Gefangenenlagers festhalte. Mit Blick auf eine Abschiebung von Häftlingen nach Deutschland räumte er ein, dass Merkel dabei "deutsche Sicherheitsinteressen im Auge behalten muss." Ohne sich näher festzulegen, sagte die Kanzlerin, dass "wir unserer Verantwortung nicht aus dem Weg gehen werden."

Obama räumte ein, dass in Bezug auf den Klimawandel "Deutschland deutlich weiter ist als die USA". In Sachen Wirtschafts- und Finanzpolitik demonstrierten die beiden Regierungschefs einen Schulterschluss. Sowohl bei der Konjunkturbelebung als auch der Umsetzung einer neuen globalen Finanzarchitektur werde man sich eng absprechen.

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