NRW: Neues Konzept im Kampf gegen jugendliche Straftäter

Mit Staatsanwälten vor Ort sollen junge Verbrecher gestellt werden.

Düsseldorf. Sie sind jung, sie kennen keine Regeln, sie schlagen zu und stehlen: Jugendliche Intensivtäter sind seit Jahren im Fokus der Behörden. Laut Landesjustizminister Thomas Kutschaty (SPD) gab es im Jahr 2011 landesweit 7200 von ihnen. Die rot-grüne Landesregierung will ihnen mit einem neuen Konzept beikommen.

Als Intensivtäter werden die Jugendlichen — es sind in der Regel Jungen —, bezeichnet, die innerhalb eines Jahres fünf Mal oder häufiger bei den Ermittlungsbehörden auffällig geworden sind. „Im Jahr 2009 gab es zwar rund 800 Intensivtäter mehr. Doch nach wie vor gibt es einen harten Kern“, sagte Kutschaty. Sie verüben die Hälfte aller Straftaten der Unter-21-Jährigen.

Um den üblichen Verdächtigen besser auf die Spur zu kommen, will Kutschaty die Zuständigkeit bei den Jugendstaatsanwälten verändern. Bisher ging das streng nach Alphabet: Staatsanwalt XY war zuständig für die Buchstaben A bis G in dem Zuständigkeitsbereich der Behörde. „Künftig soll es den Staatsanwalt für den Ort geben. Da geht es dann um die okalen Zusammenhänge, der Staatsanwalt hat dann schnell bessere Einblicke in die Strukturen“, sagte Kutschaty. Es gehe darum, lokale Netzwerke zu nutzen, um den Tätern schneller auf die Spur zu kommen.

Die Intensivtäter sind vor allem ein Phänomen der Großstädte, wie Kutschaty bestätigte. In den Staatsanwaltschaften dort werde es künftig Zuständigkeiten „sogar straßengenau“ geben, hieß es aus dem Ministerium.

Unter dem Strich ist die Tendenz bei der Strafverfolgungsstatistik eher positiv. Bei den Jugendlichen ist im Jahr 2001 — das sind die aktuellsten — die Zahl der verurteilten Straftäter auf 13 050 gesunken. Im Jahr zuvor lagen sie noch 7,5 Prozent höher, es gab 14 107 verurteilte Jugendliche.

Insgesamt wurden weniger Menschen in Nordrhein-Westfalen verurteilt: Mit der Zahl von 178 000 lag die Zahl um 1,8 Prozent unter der des Vorjahres. Die Quote der Anklagen bei den Staatsanwaltschaften, die dann tatsächlich vor Gericht landeten, lag im Jahr 2011 bei 23,6 Prozent. Der große Rest wurde eingestellt.

Kaum ein Krimi ohne eine Leiche: In jedem „Tatort“ oder anderen Fernsehfilmen wird gestorben, weil Menschen einander das Leben nehmen. In der Realität sieht es freilich ein wenig anders aus. Gerade einmal 104 Tötungsdelikte (Totschlag oder Mord) wurden 2011 gezählt — der tiefste Wert seit vielen Jahren.

Der Anteil der ausländischen verurteilten Straftätern ist leicht gestiegen. Er lag im Jahr 2011 bei 23,5 Prozent der Verurteilten und damit ein Prozentpunkt über dem Vorjahreswert.

Die CDU im Landtag monierte, dass die Kriminalitätsrate zwar zunehme, die Zahl der Verurteilten aber abnehme. Das sei eine bedenkliche Entwicklung.

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