Musterung: Verweigerer benachteiligt

Jeder zweite junge Mann wird ausgemustert. Doch wer verweigert, hat angeblich schlechtere Karten.

Düsseldorf. Werden junge Männer, die lieber Zivildienst leisten wollen als zur Bundeswehr zu gehen, gezielt selten ausgemustert? Die Zentralstelle für Kriegsdienstverweigerer (KDV) jedenfalls wirft den Kreiswehrersatzämtern vor, unterschiedliche Maßstäbe anzuwenden: Sobald die Ärzte von einem Verweigerungsschreiben wüssten, würden junge Männer als diensttauglich eingestuft, die sonst verschont blieben.

Der Interessenverband beruft sich auf eigene Recherchen und Statistiken. Demnach wurden 2008 von 100 Männern, die den Dienst an der Waffe verweigerten, 92 zu einem Ersatzdienst herangezogen - und mussten zum Beispiel Essen ausfahren oder Kranke pflegen. Von den Nicht-Verweigerern sei dagegen jeder Zweite entweder ausgemustert oder zumindest nicht zum Wehrdienst herangezogen worden.

Die Begründung dafür klingt plausibel: Während die Bundeswehr immer weniger Wehrdienstleistende braucht, steigt der Bedarf an Zivis. Der KDV-Rat lautet daher: Wer verweigern will, soll dies erst nach der Einberufung tun, um bei der Musterung nicht benachteiligt zu werden.

Doch genau davor warnt der Bundesbeauftragte für den Zivildienst: Eine solche Praxis führe zu "absolut überflüssigen Härtefällen". Wer möglichst spät verweigere, riskiere die Einberufung aus einem begonnenen Studium heraus oder nach bereits aufgenommener Berufstätigkeit. Wer aber frühzeitig verweigere, könne sich selber eine Zivildienststelle suchen.

Das Bundesverteidigungsministerium weist die KDV-Vorwürfe derweil generell zurück: "Es ist klar, dass wir einheitlich mustern", sagte ein Sprecher. Schließlich sei die Bundeswehr an Gesetze gebunden. ams

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