Mitt Romneys Kampf gegen das Image eines Langweilers

Der Multimillionär will Barack Obama aus dem Weißen Haus verdrängen. Dabei setzt er monothematisch auf Wirtschaftsfragen.

Washington. Er hat ein geschätztes Vermögen von 200 Millionen Euro. Das ist im US-Wahlkampf durchaus von Vorteil. Nicht zuletzt half es Willard „Mitt“ Romney dabei, überhaupt die Kandidatenkür seiner Partei zu überstehen.

Doch der republikanische Herausforderer von US-Präsident Barack Obama hat ein großes Handicap: Er ist farblos und langweilig. Dieses Image lässt sich auch mit viel Geld nicht wettmachen, vor allem bei einem Präsidenten als Gegner, der auch „Mister Cool“ genannt wird.

Als erschwere das den Wahlkampf nicht schon genug, wirbelt Hurrikan „Sandy“ die letzten Tage des Wahlkampfes durcheinander. Während Obama als Krisenmanager gefeiert wird, geht der Mann aus Detroit in der Sturmberichterstattung fast sang- und klanglos unter.

Was nicht zuletzt daran liegt, dass niemand so genau weiß, wofür Romney eigentlich steht. Zu Obama hat jeder Amerikaner eine Meinung, zu Romney nicht. In seinem monothematischen Wahlkampf setzte der fünffache Vater und 16-fache Großvater ganz auf die Wirtschaft.

Er tritt ein für weniger Steuern und weniger Staat. Und dafür kämpft der Mann, der zumindest als einer der reichsten Präsidentschaftsbewerber in die US-Geschichte eingehend wird, mit Vehemenz.

Sein Vermögen machte Romney mit seiner Gesellschaft Bain Capital, indem er Firmen aufkaufte, sie auf Rendite trimmte und dann wieder abstieß. Heute lebt der Republikaner von seinen Kapitaleinkünften, auf die er 2010 gerade einmal 14 Prozent Steuern zahlen musste.

Sein Ruf als Politiker ist nicht der Beste. Nicht los wird er den Makel des „Flipp-Floppers“, eines Menschen, der sein Fähnchen in den Wind hängt. Als Gouverneur von Massachusetts schneiderte er eine Gesundheitsreform, die Obama später als Vorlage für seine eigene diente. Heute geißelt Romney „Obamacare“ als sozialistisches Machwerk. Auch in punkto Abtreibung und gleichgeschlechtlicher Ehe revidierte er seine Meinung.

Was selbst seine Gegner Mitt Romney nicht absprechen, sind Zielstrebigkeit und Ehrgeiz. In nur vier Jahren hatte der Sohn aus bestem Hause in Harvard seine Abschlüsse in Jura und Wirtschaft in der Tasche. Ehemalige Kommilitonen berichten, dass er nie mit ihnen ein Bier trinken ging, dafür aber stets um eine Einser-Note kämpfte, sich in elitären Zirkeln engagierte und Gleichgesinnte in die Familie einlud.

Überhaupt steht die Familie für Romney an erster Stelle. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Romneys seit Generationen den Mormonen angehören. Alkohol, Tabak und Koffein sind für ihn tabu, er lebt puritanische Werte und spendet — ganz im Sinne des mormonischen Glaubens — alljährlich Millionen seines Vermögens.

Nichts wissen will er mehr davon, dass seine Glaubensbrüder bis Ende des 20. Jahrhunderts die Vielehe praktizierten. Er müsse „gestehen, dass ich mir nichts Schrecklicheres vorstellen kann als Polygamie“, sagte er einmal.

Sein Glaube gilt vielen an der Parteibasis dennoch als Sekte, und so muss Romney auch um die eigene Klientel kämpfen, will er denn die Wahl gewinnen.

Ehefrau Ann gilt dabei als „blonde Geheimwaffe“, deren Zustimmungswerte deutlich höher sind als die ihres Mannes. Die 63-Jährige berichtet mit Vorliebe von Buttermilch-Pfannkuchen beim Sonntagsfrühstück und den Billighemden, für die ihr Mann so schwärmt. Ihre Botschaft: Mitt ist einer von euch.

Doch in der Öffentlichkeit dominiert das Bild eines Langweilers. Wären da nicht hin und wieder skurrile Äußerungen, mit denen Romney für Belustigung sorgt. Etwa, als er dem Iran kürzlich absprach, am Meer zu liegen. Oder, als er das „echte Problem“ erörterte, dass sich die Fenster im Flugzeug nicht öffnen lassen.

Private Skandale? Erwähnenswert ist höchstens eine Urlaubsfahrt mit dem Familienhund auf dem Autodach — vor drei Jahrzehnten. Im Grunde langweilig.

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