Merz, Laschet und Röttgen Stärken, Schwächen, Ziele – der Kandidatencheck

Berlin · Die drei CDU-Bewerber aus Nordrhein-Westfalen im direkten Vergleich: Wer kann führen, wer ist kanzlertauglich?

 Die Kandidaten vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Oben: Armin Laschet (rechts) tritt mit Jens Spahn im Duo an. Unten: Norbert Röttgen (links) und Friedrich Merz.

Die Kandidaten vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Oben: Armin Laschet (rechts) tritt mit Jens Spahn im Duo an. Unten: Norbert Röttgen (links) und Friedrich Merz.

Foto: dpa

Der Machtkampf dürfte bis zum Parteitag am 25. April hart werden. Nach Außenpolitiker Norbert Röttgen haben nun auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Ex-Fraktionschef Friedrich Merz ihre Kandidatur für den CDU-Vorsitz erklärt. Beide nutzten bereits am Dienstag ihre Auftritte für Attacken gegen die Konkurrenz. Die drei Kandidaten im Check.

Friedrich Merz

Stärken: Seine größte Gabe ist sein Redetalent. Der Sauerländer will mit harten Bandagen kämpfen, damit er nicht wie 2018 erneut das Rennen um den Vorsitz verliert. „Ich spiele auf Sieg, nicht auf Platz“, sagte er am Dienstag. Merz steht für das konservative Profil der Union, vielleicht sogar für eine Verschiebung nach rechts. Das kommt bei der Basis gut an. Er ist der Anti-Merkel. Seine inhaltliche Stärke ist vor allem die Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Schwächen: Eine seiner Stärken ist zugleich eine seiner Schwächen: das forsche Auftreten. Es kann in Arroganz umschlagen. Darüber hinaus fehlt ihm die Bindung zu wichtigen Wählergruppen wie den Frauen und den Jungen. Aber er will eine Frau zur Generalsekretärin machen und Paul Ziemiak ablösen – wiederum einen jungen. Regierungserfahrung hat der 64-Jährige nicht. Dass Merz ein Mann der Finanzbranche war, ist ein Manko. Falls er CDU-Chef werden sollte, könnte das sogar das grün-rot-rote Lager stärken.

Ziele: Merz will zwar nicht mit der Ära Merkel brechen, aber mit ihr abschließen. Die CDU soll wieder Kraftzentrum werden, das dafür sorgt, dass Vorkommnisse wie in Thüringen erst gar nicht passieren. Das Wort „Führung“ nimmt er gerne in den Mund. Merz sieht in seiner Kandidatur eine Richtungsentscheidung. So soll die CDU wieder eine Partei des Rechtsstaates werden. Einen „Kontrollverlust an den Grenzen“ werde es mit ihm nicht geben, betonte er. Die Kanzlerkandidatur will Merz ohne Zweifel auch.

Armin Laschet

Stärken: In NRW hat Laschet bewiesen, dass er unterschiedliche Strömungen zusammenführen kann. Dass er Gesundheitsminister Jens Spahn als künftigen Vize in ein Mini-Team eingebunden hat, ist ein kluger Schachzug. Spahn bindet die Jüngeren, er kann polarisieren. Kämpfen und sticheln kann Laschet freilich auch. Das hat AKK gemerkt. Und zu Konkurrent Norbert Röttgen, anerkannter Außenpolitiker, meinte der 59-Jährige, „theoretisch-analytische Betrachtungen der Weltlage“ reichten nicht aus.

Schwächen: Insider beschreiben Laschet immer wieder als Zauderer, der sich schwer zu Entscheidungen durchringen kann. Er ist auch kein Mann, der die Dinge direkt auf den Punkt bringt. Wie er im Osten die Union auf Vordermann bringen will, ist noch sein Geheimnis. Sein größtes Problem ist aber wohl, dass in ihm viele lediglich die Fortsetzung der Politik von Kanzlerin Angela Merkel sehen. Kontinuität eben. Diese Schwierigkeit hatte AKK ebenfalls.

Ziele: Laschet will als CDU-Chef auch nach der Kanzlerkandidatur greifen – bei ihm wäre es aber am ehesten denkbar, dass er CSU-Chef Markus Söder den Vortritt überlässt, wenn er für sich nur geringe Chancen sieht. Da ist Laschet politischer Realist. Der Rheinländer will seine Partei ebenfalls neu aufstellen, allerdings vor allem nach dem Teamgedanken. Der politische Wettbewerb „findet in der Mitte statt“, so Laschet. Alle in der Union sollen sich bei ihm wiederfinden können.

Norbert Röttgen

Stärken: Der Dritte im Bunde, der zuerst seine Kandidatur angekündigt hat, ist ein kluger Kopf. Röttgen versteht es, speziell in internationalen Zusammenhängen zu denken. Als Außenpolitiker ist er angesehen. Er steht für den Wettbewerb von Ideen und Argumenten, das ist sein Vorteil. Er kann ähnlich scharf formulieren wie Merz, aber hinterlässt kaum politisch Verletzte. Weil er kein Rowdy ist. Röttgen ist mit 54 Jahren auch der jüngste der Kandidaten.

Schwächen: Ob Röttgen Innenpolitik kann, muss er jetzt zeigen. Seine intellektuellen Ausflüge ins Weltgeschehen sind nicht immer basistauglich. Hinzu kommt eine unrühmliche Geschichte: Als Umweltminister und Spitzenkandidat verlor er 2012 die Landtagswahl in NRW, weigerte sich aber, als Oppositionsführer dorthin zu wechseln. Deswegen warf Merkel ihn raus. Bis heute wirkt das nach. Röttgen gilt als Gegner Laschets. Der größte CDU-Landesverband dürfte aber klar hinter dem Ministerpräsidenten stehen.

Ziele: Von allen drei Kandidaten hat er seine Ziele am deutlichsten formuliert. Die CDU soll „Partei der Mitte“ bleiben. Auch er spricht sich für eine klare Abgrenzung zu AfD und Linke aus. Röttgen will sich dafür einsetzen, dass in der Union wieder mehr über Politik geredet wird. Es gelte, über aufkommende Bedrohungen zu sprechen, „bevor sie uns erreichen“. Sollte Röttgen CDU-Chef werden, will er auch die Kanzlerkandidatur. Allerdings hat er im Moment wohl nur eine Außenseiterchance.

Meistgelesen
Neueste Artikel
BMS - Redakteur Stefan Vetter  in
Endlich Tempo
Bund und Länder wollen „beschleunigen“Endlich Tempo
Zum Thema
Aus dem Ressort