Mehr Bürgernähe ist für Deiters keine Zeitgeistfrage

Der 41-Jährige geht zum zweiten Mal für die SPD ins Rennen. In Odenthal ist er ganz frisch Parteivorsitzender.

Rhein.-Berg. Kreis. Beim Landtagswahlkampf 2010 waren es noch rote Schuhe. Diesmal trägt Oliver Deiters statt dessen nur einen roten Schal. Der 41-jährige Odenthaler geht zum zweiten Mal für die SPD ins Rennen — nachdem er die Burscheiderin Efthi Klintsari bei der Wahlkreiskonferenz der SPD Ende März hinter sich gelassen hatte.

Einfach die Inhalte von 2010 aufwärmen, das funktioniert nicht. Daran anknüpfen, schon. Ihm komme es immer häufiger so vor, „als ob an den Bürgern vorbei entschieden werden soll“, hatte Deiters bereits vor zwei Jahren erklärt. Da bewegten sich die Piraten noch unter ferner liefen. Mehr Bürgernähe und Transparenz in seinem persönlichen Wahlprogramm ist als Forderung daher keine eilige Anbiederung an den politischen Zeitgeist.

Sowohl der damals heftig diskutierte Ausbau der Deponie am Lüderich als auch der Umbau Altenbergs im Zuge der Regionale 2010 wären, da ist Deiters überzeugt, nicht im Sinne der Bürger verhindert worden, wenn nicht in beiden Fällen Wahlen vor der Tür gestanden hätten. „Wir müssen Politik so gestalten, dass die Menschen bei den unmittelbaren Dingen vor Ort einbezogen werden.“ Bei den Piraten hat er gleichwohl den Eindruck, „dass da vieles noch sehr unstrukturiert zugeht“.

Als Mitglied im Jugendhilfeausschuss gilt der Jugendarbeit Deiters’ besonderes Augenmerk. Kostenloses drittes Kindergartenjahr mit Option auf Ausweitung, wenn die Finanzen es zulassen; der Schulkompromiss mit der neuen Sekundarschule, das ist die eine Seite. Hier kann sich Deiters durchaus Kooperationen zwischen Odenthal und Burscheid vorstellen. „Wir hatten an der Hauptschule zuletzt noch acht Anmeldungen.“

Aber fast noch mehr als um die Bildungsfrage geht es ihm bei der Forderung, „keinen Jugendlichen zurückzulassen“, um den Freizeitbereich neben der Schule, die Förderung in offenen Treffs. „Hier wird regelmäßig gekürzt, aber die Jugendlichen brauchen eine Option und Schul- sowie Jugendzentren müssen sich annähern.“

Bei der Wahl 2010 lag Deiters 14,2 Prozentpunkte hinter Rainer Deppe (CDU), konnte das Zweitstimmenergebnis seiner eigenen Partei aber um 3,4 Punkte übertreffen. „Ich will das Maximale für meine Partei und mich erreichen“, bleibt er bei der Formulierung seines Ziels im Ungefähren.

Dass ihm die intensiven sechs Wochen Wahlkampf Spaß machen, glaubt man dem sprudelnden Redner gerne. „Das war schon beim letzten Mal so. Man trifft viele Menschen vor Ort, kann Netzwerke knüpfen und lernt seine Heimat noch besser kennen, als das ohnehin schon der Fall ist.“ Er will — na klar — vor allem die Jugend wieder für Politik und Partei gewinnen. In Odenthal ist ihm das schon gelungen: Der Ortsvereinsvorstand, dem er seit April wieder vorsteht, ist deutlich verjüngt.

Rot-Grün, das ist für den Odenthaler für die Zeit nach dem 13. Mai erste Koalitionswahl, „aber letztlich ist entscheidend, wie die Bürger abstimmen und welche Koalitionen dann möglich sind“. Eine Ampel sei auch nicht ausgeschlossen, denn dass die FDP es schafft, glaubt Deiters. Und Christian Lindner schätzt er persönlich durchaus.

Wie auch Hannelore Kraft. „Sie hat mir bisher keinen Grund gegeben, nicht hinter ihr zu stehen“, sagt er. Die Ministerpräsidentin verortet er zwischen vertrauenserweckender Landesmutter und „Leadertyp“ — für ihn eine optimale Kombination.

Dass der politische Gegner ihr und ihrer Regierung das Etikett der Schuldenmacher anhefte, hält Deiters für unredlich. Zwar sei NRW mit einer Neuverschuldung von drei Milliarden Euro der größte Schuldenmacher, aber eben auch das größte Bundesland. „Und die alte Regierung hatte für 2012 noch eine Neuverschuldung von 6,5 Milliarden vorgesehen.“

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