Medien: USA streiten um Sexsymbol Obama

Ein Magazin veröffentlichte Bilder des Präsidenten in Badehose. Nun diskutiert die Nation, ob man den ersten Mann im Staat halbnackt zeigen darf.

Washington. Ein Fotos vom halbnackten Präsidenten Barack Obama sorgt in den USA für Furore: Das Bild, das während Obamas Badeurlaubs auf Hawaii aufgenommen wurde, ziert die jüngste Titelseite des Stadtmagazins "Washingtonian". Die Amerikaner sind tief gespalten, wobei eine klare Mehrheit der festen Überzeugung ist, die Zeitschrift habe mit der Entscheidung, Obama als Sexsymbol darzustellen, über die Stränge geschlagen.

Der "Washingtonian" gehört zur Pflichtlektüre sowohl des alteingesessenen politischen Establishments in der US-Hauptstadt, als auch jener Schickeria, die wissen muss, welche Kneipen und Modetrends gerade "in" sind. Typischerweise werden Listen der "50 einflussreichsten Lobbyisten" oder "100 besten Ärzte" veröffentlicht und Fotos der Privatvillen prominenter Unternehmer und Vorstandschefs gezeigt. Wer zur "Szene" gehören will, der liest den "Washingtonian". Ganz selten wird ein lokaler Sportler im Trainingsgewand abgebildet, der es zu olympischen Ehren gebracht hat, noch nie aber ein halbnackter Präsident.

Mit dieser Tradition hat das an und für sich konservative Magazin nun gebrochen. Auf der Titelseite der Mai-Ausgabe ist ein am Strand von Hawaii schlendernder Obama zu sehen, der nichts außer einer dunklen Sonnenbrille und einer roten Badehose trägt. In der linken Hand hält der durchtrainierte Präsident eine Wasserflasche, in der rechten ein zusammengeknäueltes T-Shirt. Das Foto wurde von einem Paparazzo während des Weihnachtsurlaubs der Obamas im Geburtsstaat des Präsidenten gemacht.

Konservative Politiker sprechen nicht nur von einer Geschmacklosigkeit, mit der die Würde des hohen Amts kompromittiert wird. Online-Medien wie die "Huffington Post" bemängeln zudem, dass die Zeitschrift "ethische Regeln des Journalismus grob verletzt hat". Schließlich räumte "Washingtonian"-Redakteurin Leslie Milk auch noch ein, dass man das Obama Foto retouchiert habe. Unter anderem wurden der Hintergrund ausgeblendet und die Farbe der Badehose von Schwarz in Rot geändert. Auch behaupten Fotografen, dass man der Hautfarbe des Präsidenten einen goldenen Glanz verliehen habe.

"Es fehlt eigentlich nur noch der Heiligenschein", spottete der Rundfunkmoderator Rush Limbaugh. Nicht nur konservative Medien, sondern auch eine deutliche Mehrheit der Amerikaner hält die Darstellung des Präsidenten als Sexsymbol für unpassend. Wie aus mehreren Umfragen hervorgeht, nennen fast zwei Drittel der US-Bürger das Titelfoto "geschmacklos". "Er sieht zwar blendend aus, ist schlank und sportlich", stellt die Rechtsanwältin Susan Lilly fest. "Doch unsere Nation steckt in einer tiefen Krise. Die Lage ist viel zu ernst und seine Aufgabe viel zu wichtig, als dass man das Präsidialamt auf diese Art trivialisieren sollte."

Anders sehen es die Verantwortlichen beim "Washingtonian". "Die Zeiten haben sich halt geändert", erklärte der zuständige Redakteur Garrett Graff. "Die Obamas haben nicht nur eine historische Wende in der Politik eingeläutet, sondern auch im Zeitgeist. Amerikaner halten den Präsidenten einfach für heiß, darüber müssen wir auch berichten dürfen."

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