Maserati-Affäre weitet sich aus

Früherer Chef der Treberhilfe lebte offenbar in Saus und Braus.

Berlin. Er startete als Sozialarbeiter, später ließ er sich im Maserati chauffieren, logierte in einer Dienstvilla am See und verdiente mehr als die Kanzlerin. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Ex-Geschäftsführer der gemeinnützigen Berliner Treberhilfe, Harald Ehlert, wegen des Verdachts der Untreue.

Wahrscheinlich könnte Ehlert heute noch unbehelligt durch die Hauptstadt düsen, hätte nich 2009 eine Radarfalle seinen Sportwagen geblitzt. So aber hat Ehlert einen beispiellosen Skandal ausgelöst und dabei den Senat in die Bredouille gebracht. Denn die Treberhilfe ist ein Musterbeispiel dafür, wie Anbieter auf dem milliardenschweren Wohlfahrtsmarkt kontrolliert werden: im Zweifelsfall kaum.

Auch Ehlert hat klein angefangen. Einst kümmerte sich der Diplom-Pädagoge um sechs Obdachlose und gründete 1989 den Verein Treberhilfe Berlin. Der SPD-Mann galt rasch als cleverer Sozialmanager und genoss einen guten Ruf. 1999 zog Ehlert sogar für zwei Jahre ins Berliner Abgeordnetenhaus ein. Binnen 20 Jahren machte er aus der Treberhilfe Berlins wichtigste Obdachlosenhilfe mit 280 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zwölf Millionen Euro (2008).

Bescheidenheit gehörte nicht zu den Zierden des gebürtigen Detmolders. 2007 legte sich die Treberhilfe für Ehlert, der in einer schmucken Dienstvilla bei Potsdam logierte, einen Dienst-Maserati zu. Das als Schulungszentrum deklarierte Gebäude hatte die Treberhilfe 2005 gekauft. Als Barack Obama US-Präsident wurde, gratulierte Ehlert via halbseitiger Zeitungsanzeige.

Wegen seines Geschäftsgebarens erstatteten die Berliner Sozialsenatorin und die Diakonie im März Anzeige gegen Ehlert, der sich einst als eine "Mischung aus Dagobert Duck, Mutter Theresa und Horst Schimanski" bezeichnete. Nun liegt ein 600 Seiten starker vorläufiger Bericht vor. Demnach führte Ehlert offenbar ein noch luxuriöseres Leben als bislang bekannt.

Laut "Spiegel" zahlte Ehlert im Dezember 2009 gut 870 Euro Miete. Dafür gab es eine 89 Quadratmeter große Dienstwohnung samt Weinkeller und Nutzungsrechten für die Garage, das Bootshaus und den Steg der Villa. Das Gebäude hatte die Treberhilfe aufwändig renovieren lassen. Fast 90000 Euro kosteten ein Kamin und das Bad mit Sauna, Dampfbad und Whirlpool. Das Bootshaus und den Steg peppte die Treberhilfe für mehr als 150000 Euro auf und investierte knapp 650000 Euro in einen Gartenpavillon, wo Kurse für Sozialarbeiter meist stattfanden.

Geld gab die Treberhilfe offenbar auch für weitere Immobilien aus. Wie jüngst bekannt wurde, besitzt der Verein zudem ein 10000 Quadratmeter großes Grundstück samt Gebäude, dessen Nutzungszweck bislang unklar ist. Der Aufsichtsrat der Treberhilfe wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern.

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