Wie häufig sind NRW-Lehrer krank?

Die SPD wirft dem Land Verschleierung der Fehlstunden vor.

Düsseldorf. Rund 285 000 Menschen arbeiten derzeit beim Land Nordrhein-Westfalen. Damit ist der Staat mit Abstand der größte Arbeitgeber zwischen Rhein und Weser. Die Beamten und Angestellten sind in ganz unterschiedlichen Bereichen tätig - vom Lehrer bis zum Justizvollzugsbeamten, vom Professor bis zum Polizisten. Das alles ist statistisch sauber erfasst. Nur eines weiß man nicht: Wie häufig die Mitarbeiter krank sind und wie hoch die daraus resultierenden Kosten für den Steuerzahler sind.

"Die Landesregierung bleibt die Antwort darauf schuldig. Es gibt nur Zahlen für Einzelbereiche", sagte am Montag der SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Trampe-Brinkmann.

Im Landesdienst gibt es 192 000 Lehrer. Sie stellen damit die bei weitem größte Gruppe unter den Beamten und Angestellten in Nordrhein-Westfalen. "Wir haben aber ausgerechnet in diesem zentralen Bereich der Landespolitik keinerlei verlässliche Zahlen", monierte SPD-Fraktionsvize und Finanzexpertin Gisela Walsken.

Der Sprecher des Schulministeriums, Thomas Breuer, räumte ein, dass es keine landesweiten Zahlen gibt. "Das ist momentan nicht leistbar - weder personell noch technisch." Er setze auf die Einführung des neuen Computersystems "Pers-NRW", das eine lückenlose Erfassung problemlos ermöglichen soll. In Regierungskreisen heißt es, damit sei aber nicht mehr vor der Landtagswahl im kommenden Mai zu rechnen.

"Die Landesregierung will hier brisante Zahlen verschleiern", so Walsken. Denn schließlich sei die Zahl der kranken Lehrer ein hochbrisantes Thema - wegen des daraus resultierenden Unterrichtsausfalls. Bislang gibt es nur Schätzgrößen. Im vergangenen Jahr hatte die Landesregierung eingeräumt, die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle liege bei 1,25 Millionen Unterrichtsstunden. Wie hoch der Krankenstand aber ist, kann das Ministerium bis heute nicht sagen.

Als Ausnahme unter den Ministerien gilt das Finanzministerium. Dort gibt es eine umfangreiche Dokumentation der Fehlzeiten. So wurden im Jahr 2008 rund 15 Krankentage pro Beschäftigtem - im Bereich der Finanzverwaltung sind es 20 000 - registriert.

Damit liegen die Durchschnittszahlen über dem Wert in vergleichbaren privatwirtschaftlichen Einrichtungen. So verzeichnete die Krankenkasse BKK im Jahr 2007 knapp 13 Krankentage für ihre Mitarbeiter. Bei den Arbeitern und einfachen Beamten des Landes liegt er sogar deutlich darüber - bei bis zu 24 Prozent.

Nicht ganz so dramatisch scheinen die Fehlzeiten bei den Polizisten zu sein. Laut Schätzungen beträgt der Krankenstand rund fünf Prozent. In der Wirtschaft liegt er bei 3,5 Prozent. Doch genaue Zahlen gibt es auch in diesem Bereich noch nicht.

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