Parkplatzbreite Wenn Geländewagen Parkplätze fressen

Zwar sollen die Stellflächen in neu gebauten Parkhäusern in Zukunft um 15 Zentimeter breiter werden, doch das reicht nicht für SUVs.

Hier sollen eigentlich drei Autos parken können.

Hier sollen eigentlich drei Autos parken können.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Mit — nach Meinung des Automobilclubs ADAC — etwa sieben Jahren Verspätung hat das NRW-Bau- und Verkehrsministerium einen Entwurf vorgelegt, der die Mindestbreite von Parkplätzen neu regelt. Die Mindestbreite soll bei neu gebauten Parkplätzen in Zukunft 2,45 Meter betragen, bisher waren es 2,30 Meter. „Das hätte man schon 2009 so regeln können, als die Garagenverordnung in die Sonderbauverordnung übergegangen ist“, sagte Roman Suthold, Verkehrsexperte des ADAC Nordrhein. Schon damals sei der Trend zu größeren Fahrzeugen klar erkennbar gewesen.

Parkplatzbreite: Wenn Geländewagen Parkplätze fressen
Foto: ADAC

Die 2,30 Meter sind für moderne SUVs viel zu schmal. Die M-Klasse von Mercedes-Benz zum Beispiel ist knapp zwei Meter breit. BMWX3 und Audi Q5 bringen es auf ähnliche Dimensionen — die Außenspiegel nicht mitgerechnet. Da ist auf alten Parkplätzen ohnehin keine Wagentür zu öffnen. Allerdings gilt das auch für die neuen Parkplätze. Die 15 Zentimeter mehr bedeuten bei diesen Autos ebenfalls, dass der Fahrer zwar in die Lücke fahren kann — aber eben nicht aussteigen. Die einzige Park-Chance: man belegt zwei Parkplätze — zum Ärger der anderen Nutzer.

Um genau den zu vermeiden, hat zum Beispiel eine Parkhaus-Verwaltung in Düsseldorf zur Selbsthilfe gegriffen. Das Parkhaus war in den 1960er Jahren gebaut worden — und hatte entsprechende dimensionierte Stellplätze. Zwar ist es natürlich nicht von der Neuregelung betroffen, wohl aber regelmäßig das Ziel von SUV-Fahrern. „Wir haben auf jeder Etage vier größere Parkplätze eingerichtet“, sagte eine Sprecherin der Parkhaus-Verwaltung im Gespräch mit unserer Zeitung. Das Prinzip „aus drei mach zwei“ bringt auf acht Etagen immerhin 32 breite Parkplätze. Zudem stehen noch zwei Bereiche auf dem Dach zur Verfügung, auch dort können extrabreite Limousinen parken. Ein weiterer Aspekt ist laut Sprecherin, dass „es auch immer kleinere Autos gibt“, etwa den Smart oder den Fiat 500. Letzterer ist übrigens 1,63 breit — und passt auch neben seine großen Brüder. Das ändert aber nichts daran, dass die SUVs — außer bei ihren Besitzern — im täglichen Kampf um die Parkplätze nicht besonders beliebt sind.

Wie viele Stellplätze es in Nordrhein-Westfalen insgesamt in alten Parkhäusern gibt, ist in keiner Statistik festgehalten. Genauso wenig groß ist die Bereitschaft, über dieses Thema zu reden. Die Crux: Wenn ein Parkhausbetreiber tatsächlich Stellflächen zusammenfasst, büßt er Geld ein. Es sei denn, er erhöht die Gebühren. Das ist allerdings ein heikles Thema, mit dem man nicht gerne in die Öffentlichkeit geht.

Matthias Bioly, Prokurist der Parkservice Remscheid (PSR) GmbH, sagte, dass die PSR in mehreren Parkhäusern sogenannte „XL-Stellflächen“ eingerichtet hat. Nach den Erfahrungen von Bioly sind diese allerdings „stets als erste besetzt“. Und zwar nicht unbedingt von Autofahrern, die SUVs besitzen. Offiziell sieht die Stadt das Thema insofern mit einer gewissen Gelassenheit, weil es nicht nur übergroße, sondern auch besonders kleine Autos gebe; und E-Autos seien tendenziell auch wieder eher klein.

In Essen ist der Versuch eines Parkhausbetreibers gescheitert, der seinen Kunden, die mit SUVs unterwegs sind, angeboten hatte, in einem Parkhaus aus den 1970er Jahren aus drei Stellflächen zwei zu machen und die Gebühren umzulegen. Pro Parkplatz betrugen die Kosten netto 55 Euro pro Monat, also hätte der breitere — passende — Parkplatz 82,50 Euro pro Monat gekostet, wie eine Sprecherin erklärte. „Raten sie mal, wie viele das Angebot annehmen wollten?“ Die Antwort lautete „null Prozent“ — und auch in diesem Fall wollte die Sprecherin weder ihren Namen noch den ihres Unternehmens in der Zeitung lesen.

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