Uran-Unfall: Spur führt nach Schweden

Düsseldorf (dpa). Die Ursache für den Atom-Unfall in Gronauliegt nach bisherigen Erkenntnissen der nordrhein-westfälischenLandesregierung in Schweden. Dort sei ein Behälter trotz eines Rest-Inhalts von 1,6 Kilogramm Uran fälschlich als sauber und leerdeklariert und nach Deutschland geschickt worden, berichtete NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) am Mittwoch.

Als einArbeiter in Gronau den 650 Kilogramm schweren Behälter für einenDrucktest öffnete, war er einer Nebelwolke aus radioaktiven Uran-Verbindungen ausgesetzt.Die Meldesysteme und das Notfall-Management in Deutschlands einziger Uran-Fabrik in Gronau hätten bei dem Störfall funktioniert. Den Mitarbeitern sei kein Vorwurf zu machen, sie hätten richtig gehandelt.

Der Arbeiter habe bei dem Vorfall knapp die Hälfte der durchschnittlichen jährlichen Strahlendosis aufgenommen, der jeder Bürger ausgesetzt sei, sagte Thoben. Er könne bald aus dem Krankenhaus entlassen werden, es gehe ihm sehr gut. In den Raum, in dem sich der Behälter bei der Öffnung befand, seien mehrere Gramm Uran entwichen und bis zu einem Gramm auch in die Umgebung.Es habe sich um einen Störfall der Kategorie E (Eilt) gehandelt. Bislang habe es in den 25 Jahren Betriebsdauer der Anlage bei 19 meldepflichtigen Ereignissen nur einen weiteren Störfall dieser Kategorie gegeben.

In Schweden sei der normalerweise vierstufige Waschvorgang der Behälter der dortigen Dokumentation zufolge im Fall des noch radioaktiv verseuchten Behälters bereits nach der ersten Stufe abgebrochen worden. Wieso der uranhaltige Behälter dann als sauber eingestuft die dortige Anlage verlassen konnte, sei noch unklar.Den radioaktiv belasteten Raum der Anlage in Gronau hätten inzwischen Kontrolleure in Schutzkleidung und mit Atemschutz betreten.

Der Leiter der Atomaufsicht im Wirtschaftsministerium, Günter Neuhoff, betonte, dass der Betrieb der Firma Urenco in Gronau wöchentlich kontrolliert werde und erst im vergangenen Dezember einer großen Inspektion unterzogen worden sei, die keine Sicherheitslücken offenbart habe.Bevor der verstrahlte Arbeiter in ein Krankenhaus gebracht wurde, sei er dekontaminiert worden und habe die verstrahlte Kleidung abgelegt.

Ein Notarzt hatte einen Schockzustand diagnostiziert. Wie viel Radioaktivität er genau aufgenommen habe, müssten weitere Analysen ergeben. Für die Grünen forderte Vize-Fraktionschef Reiner Priggen, sofort die schwedische Atomaufsicht einzuschalten. Es gehe nicht an, „in bester Beamtenmanier“ den Endbericht abzuwarten.

Bei dem Störfall in der Uranfabrik am vergangenen Donnerstag wurde der Arbeiter laut Atomaufsicht radioaktivem Uranhexafluorid ausgesetzt. Dieses Material entsteht bei der Anreicherung von Uran. Die Firma Urenco betreibt in Europa zwei weitere Anlagen zur Anreicherung von Uran. Anteilseigner sind unter anderem die Energiekonzerne RWE und E.ON.

Die Staatsanwaltschaft Münster hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Freisetzung ionisierender Strahlung aufgenommen. Sie prüft derzeit, die schwedischen Strafverfolger um Rechtshilfe zu bitten.

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