Bericht Umweltminister Remmel: „NRW muss sich wetterfest machen“

Landesumweltminister Johannes Remmel stellt einen Bericht vor, der den Klimawandel und die Klimafolgen für das Land beschreibt. Danach ist die Temperaturerwärmung auch hierzulande deutlich zu spüren.

Bericht: Umweltminister Remmel: „NRW muss sich wetterfest machen“
Foto: dpa

Düsseldorf. Wer an die Auswirkungen des Klimawandels denkt, mag zuerst das Bild einer überspülten Insel im Südpazifik vor Augen haben. Doch längst wirkt die Klimaerwärmung auch hier in NRW. Das zeigt der am Montag von Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) vorgestellte Bericht „Klimawandel und Klimafolgen in Nordrhein-Westfalen“. Die wichtigsten Ergebnisse und Konsequenzen des vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erstellte Reports:

Die durchschnittliche Jahresmittel-Temperatur hat sich in NRW zwischen 1881 und 2015 um 1,4 Grad Celsius erhöht. 2014 war das wärmste Jahr. Acht der zehn wärmsten Jahre wurden in der Zeit ab 1999 registriert. Eine Folge: Insekten überleben die milderen Winter. Darunter auch Krankheitsträger wie Zecken. Wärmere Temperaturen tragen auch zur Einwanderung von sogenannten Neobiota bei — in der heimischen Natur zuvor unbekannten Tieren und Pflanzen. So kann etwa die Wasserpflanze „Große Wassernabel“ Gewässer innerhalb weniger Wochen komplett bedecken. Das Nutria, ein eigentlich in Südamerika heimisches Säugetier, hat bereits am Niederrhein Wasserpflanzen- und Röhrichtbestände vernichtet. Exotische Vögel wie der Halsbandsittich werden heimisch. Längst ist er bekannt in der Düsseldorfer Innenstadt rund um die Kö. Die Folgen für heimische Vogelarten sind noch nicht absehbar.

Die Zahl der Schneetage am Kahlen Asten hat sich zwischen 1955 und 2015 um 25 Tage reduziert. Mit Folgen für die Wintersportgebiete insbesondere im Sauerland.

Seit 1951 hat sich die Vegetationszeit um 15 Tage verlängert. Das wirkt sich zwar positiv auf landwirtschaftliche Anbaugebiete aus. Jedoch ist trotz der wärmeren Bedingungen weiter mit Spät- und Frühfrosten zu rechnen, Extremwetter-Ereignissse können junge Ackerkulturen zerstören.

Zwischen 1881 und 2015 hat sich der mittlere Jahres-Niederschlag um 107 Millimeter erhöht — ein Plus von 14 Prozent. Eine zunehmende Tendenz der Starkregentage wird verzeichnet. Allein das Stark-regen-Unwetter 2014 in Münster hat laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft einen Sachschaden von 200 Millionen Euro verursacht.

Seit 1974 hat die mittlere Wassertemperatur des Rheins um 1,5 Grad Celsius zugenommen. Es gibt vermehrt Jahre mit einer maximalen Wassertemperatur von mehr als 25 Grad.

An 21 von 29 beobachteten Grundwasser-Messstellen wurde ein signifikant fallender Trend für den mittleren Grundwasserstand festgestellt.

Besonders spürbar ist die Klimaerwärmung in den dicht bebauten Ballungszentren des Landes. Wegen zunehmender Versiegelung bilden sich städtische Wärmeinseln mit bis zu zehn Grad höheren Temperaturen als im Umland. Das belastet das Herz-Kreislauf-System insbesondere älterer Menschen, Kleinkinder und Menschen mit Vorerkrankungen. Untersuchungen in Bochum, Bonn und Köln zeigen, dass während der Hitzesommer 2006, 2010, 2013 und 2015 häufiger Sommertage (Tage mit einem Temperaturmaximum über 25 Grad) und Tropennächte (Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad absinkt) verzeichnet wurden als im Umland. Anzahl und Dauer von Hitzewellen (mindestens drei aufeinanderfolgende Tage mit bis zu 30 Grad) war in den genannten Städten ebenfalls höher als im Umland.

Umweltminister Remmel weist darauf hin, dass der Bericht die Vergangenheit beschreibt. „Aber wir müssen davon ausgehen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.“ Es gelte, sich auf den Klimawandel einzustellen und „NRW wetterfest zu machen“. Jeder Bebauungsplan müsse die Frage der Hochwasserresistenz beantworten, für Starkregenereignisse müsse es Abwasserkonzepte geben. Auch mahnt er stärkere Anstrengungen für den Klimaschutz an: „Es wird uns teuer zu stehen kommen, wenn wir jetzt nicht handeln.“

Der Bericht im Internet:

bit.ly/2eFoYmU

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