TV-Duell zur NRW-Wahl: Schwere Politik-Kost im „Kunstwerk“

Die Spitzenkandidaten ringen um jede Stimme.

Mönchengladbach. Zwei Tage nach dem Duell zwischen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihrem Herausforderer Norbert Röttgen wurde die Runde am Mittwochabend im Mönchengladbacher „Kunstwerk“ zum politischen TV-Sechskampf deutlich erweitert: Neben Kraft und Röttgen stellten sich Sylvia Löhrmann (Grüne), Christian Lindner (FDP), Katharina Schwabedissen und Joachim Paul (Piraten) den Fragen der WDR-Moderatoren Jörg Schönenborn und Sabine Scholt.

Vor allem auf den Auftritt von Paul durfte man gespannt man, ist er doch der Frontmann jener politischen Freibeuter, die Kurs auf den Landtag nehmen und so die Mehrheit von Rot-Grün gefährden, gleichwohl aber immer noch eine unbekannte Größe.

Er wirkte sympathisch, musste aber schon gleich bei der ersten Nachfrage zur Piraten-Position beim Thema Pendlerpauschale passen: „Das entwickeln wir noch“. Aus dieser komfortablen Haltung heraus wollte er Nadelstiche setzen — etwa mit der gewagten Verbindung von Wandfarbe in Schulen und Vermögensteuer. Und streute dann noch ein bisschen bedingungsloses Grundeinkommen ein: „Unser Programm ist das teuerste.“ Woher das Geld kommen soll, sagte er nicht.

Von den etablierten Politikern war insbesondere Löhrmann auf Angriff gepolt, wohl eine Folge der mauen Umfragewerte für die Grünen. Immer wieder ging sie die Konkurrenz aus dem bürgerlichen Lager, Röttgen und Lindner, an. Der liberale Hoffnungsträger ging hingegen häufig auf Distanz zum CDU-Mann Röttgen, gab der Ministerpräsidentin zum Beispiel beim Thema Betreuungsgeld mehrfach Recht — man weiß ja nie.

Es sollte eigentlich die Stunde der Kleinen sein, doch Röttgen suchte jede Gelegenheit, sich auch noch mit den Thesen von Schwabedissen auseinanderzusetzen — er setzte auf das Prinzip „Viel hilft viel“. Kraft hielt sich hingegen eher zurück, zeigte sich beim Thema Soziales erwartbar besonders engagiert.

Am Ende standen Koalitionsspekulationen: Lindner diente sich recht deutlich SPD und Grünen an („Wir hätten eine Ampel schon haben können); Kraft will ebenso wie Löhrmann für Rot-Grün kämpfen, beide schließen aber nichts aus; Röttgen lässt sich nicht festlegen, und Linke und Piraten wollen nicht regieren.

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