Trinkwasser: Trotz Verteuerung sehr billig

1000 Liter kosten in NRW derzeit im Schnitt 2,79 Euro. Aber: Reinigung immer aufwendiger.

Die Trinkwasserpreise für Verbraucher in Deutschland werden wohl weiter steigen.

Die Trinkwasserpreise für Verbraucher in Deutschland werden wohl weiter steigen.

Foto: Michael Hanschke

Düsseldorf. Weil die Wasserwirtschaft einen stetig steigenden Aufwand bei der Aufbereitung des Trinkwassers betreiben muss, steigen die Preise. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Lebensmittel aus dem Hahn ist sehr billig. Nach einer Umfrage, die der Bund der Steuerzahler NRW Ende des vergangenen Jahres durchgeführt hat, kosten 1000 Liter (ein Kubikmeter) derzeit an Rhein und Ruhr im Schnitt lediglich 2,79 Euro.

Der Verband kommunaler Unternehmen rechnet vor, dass (wenn man den durchschnittlichen Nettolohn ansetzt) ein Mensch in Deutschland genau eine Minute und 30 Sekunden für seinen kompletten Frischwasserbedarf arbeiten muss — das sind am Tag rund 121 Liter.

Alles spricht dafür, dass der Preis für Trinkwasser stark steigen wird. Ein Grund dafür ist die hohe Nitratbelastung. Der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter wird schon heute an 28 Prozent der Messstationen überschritten. Und die landwirtschaftlichen Flächen werden immer intensiver genutzt.

Hinzu kommt nach Einschätzung der Wasserwirtschaft ein weiteres Problem: Die Überalterung der Gesellschaft und der steigende Pro-Kopf-Verbrauch an Arzneimitteln führen demnach zu einem Anstieg des Medikamentenverbrauchs um bis zu 70 Prozent bis 2045. Weil viele alten Pillen in der Toilette landen, verteuert auch das die Aufbereitung des Trinkwassers.

Die Branche erwartet deshalb erhebliche Aufschläge. Nur: Selbst wenn sich der Preis auf fünf Euro pro 1000 Liter fast verdoppeln würde, wäre das hierzulande streng kontrollierte Leitungswasser immer noch sehr preiswert. Beim Discounter kostet ein Liter Mineralwasser 0,15 Euro. Das Nass aus dem Hahn wäre trotz drastischer Verteuerung für 0,005 Euro pro Liter zu haben.

Wenig Verständnis zeigt der Bund der Steuerzahler allerdings dafür, dass es bei den Trinkwasserpreisen in NRW so große Unterschiede gibt. Während die Menschen in Lippstadt mit ihrer Rechnung 30 Prozent unter dem Durchschnitt liegen, befinden sich die Essener 29 Prozent darüber. „Die Kalkulation der Wasserpreise ist völlig intransparent“, heißt es beim Bund der Steuerzahler.

In der Regel setzt sich der Preis aus einem Grundentgelt und dem tatsächlichen Verbrauch zusammen. Große Unterschiede ergeben sich fast überall, auch zwischen Ein- und Mehrfamilienhäusern, weil die Bereitstellungskosten für den Wasseranschluss pro Haushalt sinken, wenn mehrere Parteien in einem Haus wohnen.

Einige Preisbeispiele pro Kubikmeter aus der Region. Unterstellt wird immer ein Jahresverbrauch von 132 Kubikmetern pro Haushalt:

Düsseldorf: 2,62 Euro (Einfamilienhaus), 2,18 Euro (Vierfamilienhaus).

Krefeld: 2,86 Euro, 1,99 Euro.

Mönchengladbach: 2,74 Euro, 1,94 Euro

Remscheid: 3,46 Euro, 2,77 Euro.

Solingen: 2,91 Euro, 2,91 Euro. Wuppertal: 2,81 Euro, 2,72 Euro.

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