Tausende Autofahrer ignorieren Umweltzone in NRW-Städten

Sie ist rund und zeigt eine schwarze Vier auf grünem Grund. Mit Hilfe der grünen Plakette soll der Schadstoffausstoß in den Städten reduziert werden. Doch Kontrollen von Ordnungsamt und Polizei zeigen: Viele Autofahrer halten sich nicht an die Regeln.

 Nur noch die grüne Plakette gilt in einer Umweltzone in Bochum, wie auf einem Verkehrsschild zu lesen ist

Nur noch die grüne Plakette gilt in einer Umweltzone in Bochum, wie auf einem Verkehrsschild zu lesen ist

Foto: Bernd Thissen

Essen. Tausende Autofahrer haben sich im vergangenen Jahr nicht an die Umweltbestimmungen in den nordrhein-westfälischen Großstädten gehalten. Laut einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur summierten sich die Verstöße gegen die Bestimmungen in den Umweltzonen in Köln, Düsseldorf und anderen Städten auf über 63.600. Bei den Vergehen handelt es sich unter anderem um das Befahren der Umweltzonen ohne grüne Plakette, mit falsch aufgehängter oder mit falsch beschrifteter Plakette. So kann die fünf Euro teure grüne Plakette deutlich kostspieliger werden: Bei einem Verstoß droht ein Bußgeld von 80 Euro.

Spitzenreiter in der Umfrage bei den für die 17 NRW-Umweltzonen zuständigen Polizeistellen und Ordnungsämtern war Aachen mit fast 29.000 Verstößen. Nach Angaben des Ordnungsamtes der Grenzstadt konnte aber nur in 11.300 Fällen eine Verwarnung oder ein Bußgeld ausgesprochen werden. „Aachen ist eine Grenzstadt mit vielen Besuchern aus Holland und Belgien“, erklärt Sprecherin Rita Klösges. „Und wir dürfen nicht ins Ausland vollstrecken.“

Die Stadt Köln erfasste im Jahr 2017 knapp über 11.000 entsprechende Verstöße. Viele Autofahrer hätten ein für die Umweltzone geeignetes Auto, aber noch keine Plakette, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Aufgrund der neuen Fahrzeuggeneration würden die Zahl der Verstöße aber insgesamt sinken, ergänzte er. So wurden drei Jahre zuvor noch mehr als doppelt so viele Verstöße festgestellt (circa 28.000).

Für die Stadt Düsseldorf sagte Sprecher Volker Paulat, dass sich größtenteils an die Umweltzone gehalten werde: „Wir haben kaum Verstöße.“ Das läge daran, dass bereits seit Juli 2014 nur noch Autos mit grüner Plakette in der Stadt fahren dürften und sich die Autofahrer darauf eingestellt hätten. Nach Angaben des Ordnungsamtes wurden dennoch rund 7400 Bußgeldverfahren eingeleitet.

Die Stadt Essen zählte im vergangenen Jahr fast 9400 Verstöße. Das hieße aber nicht zwangsläufig, dass die Autofahrer stets mit einer gelben oder roten Plakette unterwegs wären. „Es könnte zum Beispiel auch sein, dass die Plakette nicht richtig angebracht war“, teilte eine Stadtsprecherin mit. So beließe es das Ordnungsamt in vielen Fällen bei einer Ermahnung.

In allen 17 Umweltzonen in NRW dürfen nur Fahrzeuge mit grüner Plakette fahren. Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, forderte, dass „die Einhaltung der grünen Plakette weiter kontrolliert wird.“ Ein Fahrzeug, das ohne grüne Plakette fährt, sei ein Risiko für die Gesundheit. Giftige Partikel und Gase würden über die Atemwege in den Körper gelangen und unter anderem zu Krebs, Allergien oder Atemnot führen. Deshalb ist Resch sicher: „Alte Diesel müssen aus den Städten raus.“

Deutsche Städte kämpfen seit Jahren gegen die Luftverschutzung durch den Straßenverkehr an. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat nun entschieden, dass Fahrverbote in Städten grundsätzlich zulässig sind. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort