Analyse Studiengebühr für Ausländer? Das sagen die Experten

Die Landesregierung will Studierende aus Nicht-EU-Ländern zur Kasse bitten. Experten sehen das kritisch: eher sollen Alle zahlen.

 Eine Professorin hält in einem Hörsaal der Ruhr-Universität in Bochum eine Vorlesung. Symbolbild.

Eine Professorin hält in einem Hörsaal der Ruhr-Universität in Bochum eine Vorlesung. Symbolbild.

Foto: Fabian Stratenschulte

Düsseldorf. Um die Ausstattung der Hochschulen in NRW ist es nicht gut bestellt. Bei einer Expertenanhörung im Landtag wurde am Mittwoch immer wieder darauf hingewiesen, dass man eine verlässliche Finanzierung braucht. Die Landesrektorenkonferenz rechnet vor, dass die Ausgaben im Hochschulbereich zwischen 2005 und 2015 absolut zwar gestiegen seien, allerdings nicht im gleichen Umfang wie die Zahl der Studierenden. Das Problem sehen auch die Regierungsparteien CDU und FDP. Für eine bessere Qualität der Lehre und der Studienbedingungen seien zusätzliche finanzielle Ressourcen unerlässlich. Dafür will man Studierende aus dem Ausland zur Kasse bitten.

Auf Initiative der Grünen, die alle Arten von Studiengebühren für einen Irrweg halten, sollten nun die Betroffenen sagen, was sie von der Idee halten. Die Studierenden liegen ganz auf der Linie der Grünen. Für die „Landesweite Interessenvertretung der Studierendenschaften“ torpedieren zusätzliche finanzielle Hürden das Bildungssystem.

Auch der „Landesverband der Hochschullehrer“ (hlb) teilt diese Sichtweise: Die Gewährung frei zugänglicher Bildungschancen zeichne eine moderne Gesellschaft aus. Studiengebühren seien angesichts einer „die Hochschulen überaus befruchtenden Internationalisierung von Bildung“ nicht sinnvoll. Thomas Stelzer-Rothe vom hlb: „Das wäre das falsche Signal für eine Gesellschaft, die von Bildung lebt.“

Die „Landesrektorenkonferenz der Universitäten in NRW“ ist da nicht so ablehnend. Würden Studienbeiträge maßvoll, nachgelagert und sozial abgefedert gestaltet, könnten sie „ein sinnvolles Instrument sein, um die Qualität der Lehre an Hochschulen zu verbessern und im internationalen Wettbewerb mithalten zu können“.

Die „Arbeitsgemeinschaft der Kanzlerinnen und Kanzler der Fachhochschulen in NRW“ hingegen warnt. Nahezu alle Hochschulen hätten Internationalisierungsstrategien entwickelt, die durch Studienbeiträge für internationale Studierende gefährdet wären. Durch die diversen Ausnahmetatbestände stehe der administrative Aufwand in keinem Verhältnis zu den Einnahmen. Die Kanzler der Fachhochschulen favorisieren indes ein anderes Gebührenmodell: „Positive Erfahrungen haben die Hochschulen mit früher auch in NRW bereits praktizierten Gebühren für Langzeit-Studierende gemacht.“ Dies könne steuernde Wirkung haben.

Noch weiter geht das gemeinnützige „CHE Centrum für Hochschulentwicklung“. Die Gesellschaft, die sich „für ein leistungsstarkes und faires Hochschulsystem“ einsetzt, lehnt zwar das geplante schwarz-gelbe Gebührenmodell für Ausländer ab. Sinnvoll aber könnte eine Beteiligung aller Studierenden an den Kosten ihres Studiums sein. Über ein nachgelagertes Modell von Studienbeiträgen ließe sich kommunizieren, dass ein Studium nicht von der sozialen Herkunft oder den individuellen finanziellen Voraussetzungen abhänge. Eine individuelle Zahlungspflicht entstehe dabei nämlich erst bei Zahlungsfähigkeit, also nach dem Berufseinstieg und ab einer gewissen Einkommensgrenze. Ausländische wie inländische Studierende würden gleich behandelt, dies würde eher als die geplante Ungleichbehandlung als ein Signal der Weltoffenheit des NRW-Hochschulsystems wahrgenommen.

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