Strommangel: Bahn warnt vor Zugausfällen

Die Deutsche Bahn bangt in Nordrhein-Westfalen um die Versorgung mit speziellem Bahnstrom. Ausfälle drohen. Eon muss laut Plan Altanlagen in Datteln zum Jahreswechsel ausmustern. Die rot-grüne Landesregierung hatte 2011 eine Duldung über 2012 hinaus zugesagt.

Datteln/Essen (dpa) - Die Deutsche Bahn bangt vor dem Winter um die Leistungsfähigkeit ihres wichtigsten Stromlieferanten in NRW, des umstrittenen Eon-Kraftwerks Datteln. Bahnchef Rüdiger Grube sagte den Zeitungen der WAZ-Gruppe (Donnerstag), notfalls werde er Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) um ein Gespräch bitten. Denn der alte Teil des Kohlemeilers soll zum Jahresende stillgelegt werden, der Milliardenbau des neuen Teils liegt wegen juristischer Auseinandersetzungen weitgehend auf Eis.

Die rot-grüne Landesregierung hatte 2011 den Weiterbetrieb der Altkraftwerke über 2012 hinaus zugesagt, falls sich Eon um eine langfristige Lösung bemüht. Nachdem das Oberverwaltungsgericht in Münster im März 2012 den Weiterbetrieb aber abgelehnt hat, stellt sich die Duldungsfrage neu. Eine Sprecherin des Energieministerium in Düsseldorf erklärte am Donnerstag, die Regierung werde sich im Laufe des Tages zu der Frage äußern.

Eon wartet jetzt noch auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zu den Altmeilern und auf eine Lösung mit der Kraft-Regierung. Eon stehe in Gesprächen mit den Behörden und Ministerien, sagte eine Sprecherin. Alle Beteiligten würden nach einer „rechtssicheren Darstellung für einen Weiterbetrieb“ suchen. Die Behörden hatten auf einer Stilllegung bestanden, weil Eon selbst die Einstellung des Betriebs bekanntgeben hatte. Wegen der Schwierigkeiten beim Neubau wollte Eon den Rückzug aber wieder rückgängig machen.

Eon arbeitet derzeit an einer langfristigen Lösung. Für den speziellen Bahnstrom soll ein Umformer gebaut werden. Der wird aber erst Anfang 2014 fertig. „Wenn die Stilllegung kommt und nichts passiert, ist die Gefahr groß, dass die Bahn an sehr kalten Wintertagen in den Morgenstunden Engpässe bei der Versorgung haben könnte. In solchen Fällen müssen wir, um einen Zusammenbruch des Netzes zu vermeiden, Züge herausnehmen“, sagte Grube. Es gehe um bis zu 30 Prozent des Angebots. Das würde bedeuten, dass Züge stundenweise im Ruhrgebiet stillstehen oder ganz ausfallen würden. Der Bahnchef verlangt vom Land eine Ausnahmegenehmigung für das Kraftwerk.

Die drei Altblöcke in Datteln liefern rund 300 Megawatt Bahnstrom. Das ist ein Fünftel des Bahnbedarfs. Weitere 110 Megawatt kommen aus einem Steag-Kraftwerk in Lünen. Die mehr als 400 Megawatt sollte laut Plan das neue Kraftwerk Datteln IV liefern, dessen Fertigstellung derzeit juristisch auf Eis liegt. Bahnstrom wird anders als der allgemeine Strom mit der Frequenz 16,7 Hertz geliefert.

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