Kommunalwahlen in NRW : Stichwahl - SPD droht bei Abschaffung mit Verfassungsklage
Düsseldorf CDU und FDP wollen bei Kommunalwahlen in NRW nur noch einen Wahlgang durchführen. Die SPD will das nicht hinnehmen und notfalls vor Gericht ziehen
Die SPD will im Fall der Abschaffung der kommunalen Stichwahlen durch die CDU/FDP-Regierungsmehrheit vor den Verfassungsgerichtshof in Münster ziehen. Das kündigte SPD-Fraktionsvize Christian Dahm am Freitag im Düsseldorfer Landtag an. Er warf der schwarz-gelben Landesregierung vor, die Stichwahlen „aus taktischen und politischen Gründen“ abschaffen zu wollen. „Der CDU geht es nur um einen Punkt: sich die Mehrheiten in Rathäusern in NRW zu sichern“, sagte Dahm. „Ich halte das für unlauter. Das ist der falsche Weg, den man hier bestreitet.“
Die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK NRW) stellte vor der Anhörung am Freitag im Landtag ein Gutachten von Rechtswissenschaftler Frank Bätge von der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung NRW vor. In seinem Gutachten kommt Bätge zu dem Schluss, dass die Abschaffung des zweiten Wahlgangs bei Bürgermeister- oder Landratswahlen verfassungswidrig wäre. Es gebe für die Änderung des Systems „keine sachlichen Gründe“, sagte der Experte. „Das Thema darf keine Parteipolitik sein.“
Stichwahlen gebe es in allen Bundesländern, erläuterte Bätge. Eine Abschaffung würde kleine Parteien und unabhängige Gruppierungen benachteiligen. Es könnten sich vorab taktische Koalitionen bilden, wodurch der Wähler zudem in seiner Entscheidung beschränkt werde. Außerdem könnten „Minderheitenbürgermeister“ ins Amt kommen, die weniger als ein Viertel der Stimmen erhalten hätten und damit nicht ausreichend demokratisch legitimiert seien. Da sie die Mehrheit der Wähler ja nicht gewählt habe. Das bekomme der jeweilige Stadtchef dann die „ganze Wahlperiode aufs Brot geschmiert“. In Bätges Gutachten heißt es: „Wer sich in zwei Wahlgängen durchsetzt, muss ohne jeden Vorbehalt als vom Wählerwillen getragen angesehen werden.“ Auch einen direkten Zusammenhang zur Politikverdrossenheit sieht Bätge nicht.