Pro & Contra Sollen Städte breitere Parkplätze vorschreiben?

PRO

Die modernen Autos sind breiter geworden. Sollen Städte deshalb breitere Parkplätze vorschreiben?

Die modernen Autos sind breiter geworden. Sollen Städte deshalb breitere Parkplätze vorschreiben?

Foto: ADAC

Wer die Innenstädte erhalten will, sollte sich an der Realität orientieren — und nicht an den Profitinteressen der Parkhaus-Betreiber.

Von Ulli Tückmantel, [email protected]

Ob Düsseldorf, Wuppertal oder Krefeld — keine Großstadt lebt nur aus sich selbst, sondern verdankt Wohlstand, Entwicklung und Attraktivität immer auch ihrer überörtlichen Bedeutung. In keiner deutschen Großstadt kann der Einzelhandel überleben, ohne eine genügend große Zahl auswärtiger Kunden anzuziehen. Und die kommt nach wie vor mehrheitlich mit dem Auto. Und die Autos werden größer. Muss man das gut finden?

Nö. Muss man natürlich nicht. Man muss ja auch nicht gut finden, dass es morgens hell wird, Wasser bergab fließt und die Schwerkraft nachts nicht abgeschaltet wird. Was man gut findet oder nicht, ändert jedoch nichts an der Wirklichkeit. Und in der werden nicht nur Autofahrer, sondern vor allem Autokäufer immer älter. Der Durchschnittskäufer eines neuen „Mini“ ist entgegen des Marken-Images knapp hippe 48 Jahre jung. Unter Autoverkäufern steht das Kürzel SUV für „Senioren und Versehrte“: Rentner können bequem einsteigen, man kann die Kisten trotz Rücken fahren, Frauen fühlen sich sicherer, ein paar Status-bewusste Käufer gibt es sicher auch. Und die Zahl der SUVs steigt.

Dass die Parkhaus-Betreiber kein Interesse haben, ihr Angebot der Nachfrage — mehr Breite, weniger Plätze — anzupassen, ist verständlich. Das Interesse der Städte muss aber ein anderes sein. Und das sollten sie konsequent durchsetzen.

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CONTRA

Wo sind wir denn? Wer einen irrwitzigen SUV fährt, soll sich Konsequenzen vorher überlegen. Und mehr zahlen.

Von Olaf Kupfer, [email protected]

Wir richten in dieser Welt Bodenampeln für Handy-Dauernutzer ein, die im Straßenverkehr lieber auf ihr Smartphone blicken als geradeaus durchs Leben zu gehen. Wer solche Verbeugung vor der „Smombie“ (Smartphone plus Zombie)-Generation für eine fortschrittliche Infrastrukturpolitik hält, wird auch künftig breitere Parkplätze für zu große Automobile eine bemerkenswerte Weiterentwicklung nennen.

Dass dieser private Panzer überhaupt existiert, ist nicht schön, aber auch nicht mehr zu ändern: Der Autoindustrie wäre nicht zu helfen, stellte sie die Produktion ein, der Bedarf ist ja da. Dass die Politik fröhlich durchwinkt, ist ein anderes Thema. Aber eben auch nichts Neues in dieser Republik, in der die Autoindustrie eine heilige Kuh ist. Unzählige Arbeitsplätze bleiben so etwas wie ein Totschlagargument.

Trotzdem gibt es Regulierungsmöglichkeiten. Zu denen könnte gehören, dass SUV-Fahrer künftig einen höheren Preis für ihren Parkplatz zahlen und sich so das bislang als natürlich wahrgenommene Recht erkaufen, die Bodenmarkierungen nicht mehr als Begrenzung verstehen zu müssen. Oder: SUV-Fahrer machen eine Zusatz-Fahrprüfung, weil ihnen der Umgang mit ihrem unnatürlich dicken, durstigen und teuren Gefährt unnatürlich oft Probleme bereitet. Ach, da fiele einem noch einiges ein. Allein: Hier ist kein Platz mehr. Auch ganz ohne SUV.

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