Rüttgers-Rede: Alles nur geklaut?

Der NRW-Landtag diskutiert den Karnevals-Auftritt des Ministerpräsidenten in Aachen. Die Abgeordneten beweisen Humor.

Düsseldorf. Zehn Tage vor Rosenmontag hat es auch der nordrhein-westfälische Landtag gemerkt: Man muss nicht immer alles so ernst nehmen. Am Mittwochnachmittag jedenfalls zeigte sich das ansonsten weitgehend humorfreie Parlament zumindest gemäßigt witzig, sogar Westfalen wurden beim Scherzen erwischt. Es ging um die Bütten-Rede von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) anlässlich der Aachener Ordensverleihung "Wider den tierischen Ernst".

Am Wochenende hatte Rüttgers, der zwar Rheinländer ist, aber nicht eben mit närrischen Genen ausgestattet ist, in Aachen eine launige Rede gehalten, sich selbst als Arbeiterführer verulkt und sogar gesungen und für seinen Auftritt ordentlichen Applaus erhalten.

Und doch fanden die üblen Kritiker der Presse das Haar in der Suppe, aus dem die SPD dem Regierungschef einen Strick drehen wollte: Die Rede sei nicht frisch, in weiten Teilen bekannt und zudem noch von zwei närrischen Co-Autoren verfasst - vom Kabarettisten Ferdinand Linzenich und vom Drehbuchautor Thomas Brückner.

War also alles nur geklaut? Nein, stellte Medienminister Andreas Krautscheid (CDU) gestern Nachmittag in einer launigen Fragestunde klar. Der Ministerpräsident als bekennender Rheinländer sei sehr wohl jeck und habe selbst Hand an die Rede gelegt. "Aber wir greifen dabei auch auf externen Sachverstand zurück", so Krautscheid.

Aber was denn davon zu halten sei, wenn die Zeitung "Die Glocke" schreibe, dass die Aachener Ansprache "die aufgewärmte Frikadellen-Rede" aus dem Jahr 2007 in Warendorf sei? Das begehrte die SPD zu wissen. Es können tatsächlich sein, dass einem manches bekannt vorkomme bei den humorigen Vorträgen des Ministerpräsidenten, räumte Krautscheid ein. Aber: Gute Gags zündeten halt immer.

Nun wiegt der Plagiatsvorwurf im Karneval schwer, spätestens seit vor Jahren der Ordensritter von Aachen, Friedrich Merz, dabei erwischt wurde, dass er Teile seiner Rede im Internet geklaut hatte. Ob Rüttgers Merz denn auch dahingehend folge, dass er der Politik den Rücken kehre, wollte SPD-Mann Karsten Rudolph (Westfale) wissen. Da müsse er die SPD leider enttäuschen, so Krautscheid.

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