Rot-Grün will Kita-Ausbau forcieren - aber es fehlen 5000 Erzieherinnen

SPD-Fraktionsvize Altenkamp kündigt eine satte Geldspritze an.

Düsseldorf. Die rot-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen will in den kommenden Jahren noch einmal deutlich mehr Geld in die Kitas stecken, um die gesetzlichen Vorgaben bei der Betreuung von Kleinkindern zu erfüllen. Das kündigte am Dienstag die stellvertretenden SPD-Fraktionschefin Britta Altenkamp vor Journalisten an. Gleichzeitig warnte sie vor einem gravierenden Erzieherinnen-Mangel.

Derzeit gibt NRW 1,6 Milliarden Euro im Jahr für Kitas aus, sagte Altenkamp. „Als wir vor zwei Jahren von CDU und FDP die Regierung übernommen haben, waren es lediglich 900 Millionen Euro“, so die SPD-Politikerin. Mit den zusätzlichen Mitteln werden vor allem der Ausbau von neuen Plätzen und die Folgekosten forciert.

Derzeit hinkt NRW bei der Betreuungsquote im bundesweiten Vergleich hinterher. Um, wie gesetzlich vorgeschrieben, im nächsten Sommer eine Bedarfsabdeckung von mindestens 32 Prozent bei den Kindern unter drei Jahren zu schaffen, fehlen noch 27 000 Plätze — es müssten rund 145 000 sein.

„Aber es können auch noch mehr sein, wenn etwa der Bedarf in Großstädten größer ist als die angenommenen 32 Prozent“, sagte Altenkamp. Mit bis zu 20 000 weiteren Plätzen sei dann zu rechnen. Da müsse dann nachfinanziert werden.

Doch das sind noch eher Spekulationen; konkret sind die Probleme vieler Kommunen, zügig die Genehmigung für den Bau neuer oder den Ausbau bestehender Kindertagesstätten genehmigt zu bekommen. Denn es gilt, eine immense Liste von Auflagen zu erfüllen, die manchmal sehr teuer zu stehen kommen.

Zum Beispiel die zwingende Vorschrift nach Duschen für Mitarbeiter oder etwa die Vorgabe, die Waschlappen von Kindern zwingend an Haken im Badezimmer der Einrichtung aufzuhängen. „Ich kenne einen Fall, wo das Jugendamt Schwierigkeiten gemacht hat, weil die Waschlappen vor dem Badezimmer im Flur an einem mobilen Ständer hingen“, berichtete Altenkamp.

Seit geraumer Zeit schon ist das NRW-Familienministerium in Gesprächen mit den Landesjugendämtern, um flexiblere Lösungen zu erreichen. Das soll intensiviert werden.

Bei all den hochfliegenden Plänen zum Ausbau der Kitas gibt es ein riesiges Problem: Dafür gibt es zu wenige Fachkräfte. „Wir haben eine Lücke von 5000 Erzieherinnen“, sagte Altenkamp. Das Land hat mehr Kapazitäten zur Ausbildung geschaffen, doch wird das so wohl nicht reichen.

Altenkamp nahm die Bundesregierung in die Pflicht. Sie solle über die Bundesagentur für Arbeit die dreijährige Ausbildung zur Erzieherin für Langzeitarbeitslose voll durchfördern, statt wie bislang nur zwei Jahre zu bezahlen.

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