PCB-Skandal bei Envio: "Fall hoher Umweltkriminalität"

Dortmund/Düsseldorf (dpa). Nach dem PCB-Umweltskandal bei der Entsorgungsfirma Envio in Dortmund sollen die staatlichen Schutzmaßnahmen in Nordrhein-Westfalen verstärkt werden. Das kündigten die Minister für Arbeit und Umwelt am Montag in Dortmund an.

Envio steht im Verdacht, bei der Entsorgung von Transformatoren im Dortmunder Hafengebiet unsachgemäß mit als krebserregend geltenden PCB-Chemikalien umgegangen zu sein. „Für mich ist es unfassbar, mit welcher Skrupellosigkeit Envio Vorschriften und Auflagen missachtet, die Gesundheit seiner Mitarbeiter aufs Spiel gesetzt und eine Verseuchung von Mensch und Umwelt in Kauf genommen hat“, erklärte NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne).

Messungen ergaben im vergangenen Jahr bei 276 Menschen aus dem Umfeld der Entsorgungsfirma erhöhte PCB-Werte im Blut, darunter auch Kinder und Angehörige von ehemaligen Envio-Mitarbeitern. Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) sprach von einem „Fall hoher Umweltkriminalität“.

Nach den Insolvenzanträgen von zwei Envio-Töchtern, der Envio Recycling GmbH & Co.KG und der Envio Germany Geschäftsführungs GmbH, sei es allerdings schwierig, die Täter endgültig zur Verantwortung zu ziehen, erklärte Schneider. „Wenn es zu ernsthaften Schäden bei Betroffenen kommt, werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Leider sind diese Möglichkeiten endlich. Gerade, wenn man es mit derart kriminellen Machenschaften zu tun hat.“

Die Landesregierung sicherte Unterstützung bei der Sanierung des verseuchten Envio-Geländes zu. Darüber hinaus würden Schritte eingeleitet die Mängel in der Aufsichtspflicht der Behörde zu verbessern, damit sich derartige Umweltskandale nicht wiederholen. Die Regierung will Stellen im Arbeits- und Umweltschutz aufstocken, vermehrt unangekündigte Kontrollen durchführen und eine zentrale Beschwerdestelle für Arbeitnehmer einrichten.

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