Nordrhein-Westfalen : Ortsschilder in NRW sollen plattdeutsche Zusatzbezeichnungen bekommen
Heimatministerin Scharrenbach (CDU) will niederdeutsche Zusatztitel auf Ortsschildern erlauben. Dafür erhält sie viel Unterstützung.
Düsseldorf. „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl“, bringt der Sänger Herbert Grönemeyer in einem Lied auf den Punkt, worüber zurzeit irgendwie alle reden. Wie ernst die CDU-Ministerin Ina Scharrenbach es mit ihrem Ansinnen meint, den Heimatbegriff raus aus der miefigen Volksmusik-Abendshow und rein in die gesellschaftliche Debatte zu bringen, hat sie in dieser Woche erneut unter Beweis gestellt: Bei einer Veranstaltung der Westfalen-Initiative in Bielefeld zum Thema Heimat (was sonst?) signalisierte die Ministerin ihr Wohlwollen für das langjährige Bedürfnis einiger, vornehmlich ländlicher Kommunen in Nordrhein-Westfalen, plattdeutsche Zusatzbezeichnungen auf ihre Ortsschilder aufnehmen zu dürfen.
Anders als in anderen Bundesländern wie Niedersachsen, Hamburg oder Schleswig-Holstein war dies in NRW bislang nicht erlaubt. So hielt der frühere Bau- und Verkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU), der jetzt hat das Finanzressort innehat, solche Zusatztitel im Hinblick auf die Verkehrssicherheit stets für bedenklich. Kommunen, die ihre Ortsschilder mit einem klangvollen Appendix wie „Kleve — die Schwanenstadt“ oder „Solingen — die Klingenstadt“ auf dem Ortsschild schmücken wollten, mussten unter Rot-Grün eine Sondergenehmigung bei der Bezirksregierung beantragen. Geht es nach Scharrenbach, soll dies künftig ganz unbürokratisch möglich sein; bezahlen müssen die Kommunen den Spaß allerdings selbst.
Wenn die Ministerin ihren Vorstoß durchsetzen kann, gibt es ein Örtchen im Kreis Herford, wo zumindest einige Bürger die Sektkorken knallen lassen dürften: „Rödinghausen“ möchte so gern auch „Ränghiusen“ heißen — nicht nur beim Wochentratsch auf dem Marktplatz, sondern ganz offiziell auf dem Ortsschild. „Das Plattdeutsche ist bei uns noch stark verankert“, erklärt Bürgermeister Ernst-Wilhelm Vortmeyer die Rödinghausener Seele. „Für unsere Bürger hat das etwas mit Identität und Kultur zu tun, auch auf den Ortsschildern an die plattdeutschen Begrifflichkeiten zu erinnern.“ So soll die vom Aussterben bedrohte Mundart auch der jüngeren Generation etwa in Plattdeutsch-Kursen in Kitas und Schulen nahegebracht werden. Bereits 2011 hatte Rödinghausen nach einer breiten Mehrheit im Rat bei der Bezirksregierung einen entsprechenden Antrag gestellt, der jedoch abgeschmettert wurde. Weitere Anläufe in den folgenden Jahren scheiterten ebenfalls.