Opel-Fans sind wie vom Blitz getroffen

Nicht nur in den zahllosen Opel-Clubs horcht man auf, wenn eine deutsche Traditionsmarke bedroht ist.

Bochum. "Opel fahr’n is wie wenze fliechst": Kaum ein Spruch kann das Gefühl der stolzen Opel-Besitzer aus den 60er und 70er Jahren besser beschreiben. Wer heute die Nachricht hört, dass der amerikanische Mutterkonzern General Motors (GM) kurz vor der Pleite steht und Opel mit in den Abgrund reißen könnte, der denkt unweigerlich an so sportlich-schicke Modelle wie den Opel GT, den Rekord A oder das spritzige 60-PS-Kadett-C-Coupé - und Wehmut stellt sich ein.

Der Kadett: Ihn gab es damals schon für gut 7000 Mark. Er galt als ein ausgereiftes Auto, mit dessen robustem Motor man locker einmal um die Sonne fahren konnte. Er garantierte auch dem "kleinen Mann" Mobilität und Fahrspaß. Dass er ausgerechnet mitten im Ruhrgebiet, in Bochum, produziert wurde, in einem völlig neuen Werk, das 1962 eröffnet wurde, passte wie die Faust aufs Auge: Aus der Mitte Deutschlands kam ein Auto für die Mitte der Gesellschaft, ohne so mittelmäßig zu wirken wie die vielfach spießigen Volkswagen-Modelle der damaligen Zeit. 1966 verließ der einmillionste Kadett die Bochumer Werkshallen.

Doch Opel fand nicht nur klein fein. 1964 stellte der Konzern seine üppigen Flaggschiffe vor, den Kapitän, den Admiral und den Diplomat V8, und machte damit den dicksten Mercedes-Modellen Konkurrenz. In technischer Hinsicht konnte der Diplomat die vergleichbaren Karossen mit dem Stern sogar überholen - und das zum halben Preis! Aber vielleicht war genau das der Grund, warum Opel mit seinen Premium-Fahrzeugen trotzdem nicht erfolgreich war. "Was nichts kostet, ist auch nichts": Der günstige Preis erwies sich mit Blick auf das Image der Marke Opel als kontraproduktiv.

Imageprobleme waren es denn auch, die in den 80er Jahren zu Absatzschwierigkeiten in allen Segmenten führten. Modelle wie der Opel-Vectra waren nicht nur schnörkel-, sondern auch konturenlos: Langeweile auf vier Rädern. Die Fahrzeugentwickler der Opel-Mutter GM konnten sich von Detroit aus nicht immer in den europäischen Verbraucher hineinversetzen. Besonders deutlich wird das noch heute beim Fahrzeug-Interieur. Das steht in den USA nicht allzu hoch im Kurs, während in Europa sehr viel Wert auf gute Verarbeitung auch im Innenraum gelegt wird.

Und dann kam Ende der 80er Jahre auch noch ein Manager ins Spiel, der zuerst als Kosten-Killer gefeiert, später dann als Qualitäts-Killer verflucht wurde: José Ignacio López de Arriortúa. Als Chefeinkäufer der GM-Europazentrale drückte er die Preise der Zulieferer so lange, bis diese nur noch Schrott ablieferten: ein Image-Desaster, von dem sich Opel bis heute nicht voll erholt hat.

Dass die Marke mit dem Elektro-Blitz trotzdem Kult-Charakter besitzt, verdankt sie einem schon lange eingestellten Modell, das man eigentlich nur lieben oder hassen kann. Filmproduzent Bernd Eichinger widmete ihm 1991 mit "Manta, Manta" sogar eine Komödie, für die sich Hauptdarsteller Til Schweiger noch heute schämt.

Der Manta galt damals als "Maurerporsche", dessen Halter es für Ehrensache hielten, ihr Fahrzeug bis zur Schmerzgrenze aufzumotzen. Wie stilprägend das war, zeigen die zahllosen Manta-Witze: "Sagt der eine Mantafahrer: Hab’ mir gestern ’nen Duden gekauft. Fragt der andere: Und? Schon eingebaut?"

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