Unterdosierte Medikamente : NRW verschärft nach Krebsmittel-Skandal Überwachung von Apotheken
Der Bottroper Apothekerskandal um zu gering dosierte Krebsmittel hat weitreichende Folgen. Sechs Bundesländer sind betroffen. Der nordrhein westfälische Gesundheitsminister greift durch. Patientenschützer fordern Schritte von allen Bundesländern.
Bottrop/Düsseldorf. Im Skandal um gepantschte Krebsmittel aus einer Bottroper Schwerpunktapotheke hat Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) die Apothekenüberwachung verschärft. In einem Erlass an die zuständigen Kreise und kreisfreien Städte heißt es, dass bei unangemeldeten Inspektionen insbesondere Personalkontrollen und die Herstellung von Infusionsarzneimitteln berücksichtigt werden müssen. Die Vorgaben sollen eine gleichmäßige Überwachung sicherstellen, teilte Laumann am Donnerstag in Düsseldorf mit.
Der Gesundheitsminister verlangt nach den Bottroper Verfehlungen die Information der von der Pantscherei betroffenen Patienten. „Wenn die Behörden die Ärzte und Krankenhäuser, die die Medikamente verabreichten, informiert haben, dann ist es auch deren Aufgabe, ihre Patientinnen und Patienten zu informieren. Ich finde, das ist für einen Behandler schlicht die Pflicht, dieses zu tun“, sagte Laumann dem NDR-Magazin „Panorama“ und dem Recherchezentrum „Correctiv“. Er will nun die Adressen der betroffenen Patienten ausfindig machen und dafür sorgen, dass sie informiert werden.
Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Anklage gegen den Apotheker erhoben. Sie geht davon aus, dass der Mann mehr als tausend Krebspatienten zu schwach dosierte Medikamente gegeben, Extragewinne gemacht und die Gesundheit der Patienten gefährdet hat. Die Betroffenen sollen Mittel für Chemotherapien und andere Medikamente bekommen haben, die kaum oder gar nicht wirkten. Vorgeworfen werden dem Mann Abrechnungsbetrug und Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz.