NRW-Studenten im „Hotel Mama“

Mehr als die Hälfte ist auf einen Nebenjob angewiesen.

Düsseldorf. Die Studenten in Nordrhein-Westfalen wohnen häufiger als Studierende in anderen Bundesländern noch bei den Eltern und sind stärker auf einen Nebenverdienst angewiesen - das geht aus einer Erhebung des Deutschen Studentenwerks hervor, die der Generalsekretär der Organisation, Achim Meyer auf der Heyde, am Dienstag in Düsseldorf vorstellte.

"In NRW leben nach unseren Zahlen rund 28 Prozent der Studierenden in ihrem Elternhaus. Im Bundesdurchschnitt sind es nur 23 Prozent", sagte Meyer auf der Heyde. Die Zahlen beruhen auf einer Umfrage des Studentenwerks, das bundesweit 16.000 und in NRW 3.100 Fragebögen an den Unis verteilt und ausgewertet hatte.

Die Finanzierung des Studiums in NRW scheint schwieriger zu sein als andernorts, denn die Zahl der Jobber liegt hier über dem Bundesdurchschnitt: 67,3 Prozent der Uni-Studierenden und 71,5 Prozent der Fachhochschul-Studierenden arbeiten nebenbei, viele von ihnen auch mehr als zehn Stunden in der Woche. "Die höheren Zahlen an den Fachhochschulen belegen, dass die Situation der Studenten aus sozial nicht so gut gestellten Elternhäusern noch schwieriger ist", sagte Meyer auf der Heyde.

Diese Schicht reagiere auch besonders stark auf die Einführung der Studiengebühren in NRW. Sie schrecke zwar ab, sorge aber nicht dafür, dass die Arbeiterkinder etwa ins gebührenfreie Rheinland-Pfalz pendelten. "Diese Mobilität ist eher bei Kindern aus sozial stärkeren Familien der Fall", so der Studentenwerk-Chef.

Bei der Finanzierung der meist 500 Euro Semester-Gebühren greifen die Nachwuchsakademiker auf die Eltern zurück: 55 Prozent gaben an, auf die Zahlungen von Vater und/ oder Mutter angewiesen zu sein. Nur eine Minderheit von 18,7 Prozent nimmt die Möglichkeit eines Kredits der NRW-Bank in Anspruch. Der ist wegen seiner recht hohen Zinsen ohnehin umstritten.

Für die Grünen sind die Zahlen des Studentenwerks neuerlicher Beleg für ihr Vorhaben, die Studiengebühren abzuschaffen. "Über 80 Prozent der Studierenden werden dadurch entlastet", sagte Ruth Seidl, Hochschulexpertin der Grünen-Landtagsfraktion. Die rot-grüne Minderheitsregierung will zum kommenden Wintersemester 2011/ 12 das Studium wieder gebührenfrei stellen.

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