NRW stoppt Grundschulsterben

Neues Konzept soll Einheiten in jeder Kommune erhalten. Die Klassengröße sinkt deutlich.

Düsseldorf. Mit einem neuen Konzept will die nordrhein-westfälische Landesregierung das Sterben von Grundschulen vor allem auf dem Land stoppen, aber auch Schulen in manchen Großstadtvierteln erhalten. Zwergschulen mit weniger und kleineren Klassen als bisher sollen die wohnortnahe Versorgung sichern.

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) legte am Dienstag das Eckpunktepapier vor, das im kommenden Jahr im Landtag in Gesetzesform gegossen werden soll. „Wir wollen möglichst in jeder Kommunen eine Grundschule erhalten“, sagte Löhrmann.

Dafür geht das Land neue Wege. Künftig soll es auch einzügige Schulen als Regelfall geben, bisher waren sie genehmigungspflichtige Ausnahmen. Diese Schulen müssten dann mindestens 92 Kinder haben. Doch auch noch kleinere Einheiten sind möglich: Mit mindestens 46 Kindern lässt sich ein Standort aufrechterhalten, wenn er eine Zweigstelle einer größeren Schule ist. Hier ist jahrgangsübergreifender Unterricht möglich.

Weitere Neuerung: Der Richtwert für die Klassengröße wird von 24 auf 22,5 Kinder absinken. Dazu gibt es auch die Möglichkeit, kleinere Klassen als bisher zu bilden. Waren dafür bisher mindestens 18 Kinder notwendig, reichen künftig 15. Die Obergrenze wird bei 29 festgelegt. Bisher lag sie bei 30 Kindern, doch vielerorts auch darüber.

Als besonders wichtig bezeichnete Löhrmann die Einführung einer kommunalen Klassenrichtzahl. Künftig bestimmt allein die Schülerzahl der künftigen Eingangsklassen die maximale Zahl der Eingangsklassen, die in einem Dorf oder einer Stadt gebildet werden dürfen.

Dabei gilt der Wert von 23 Kindern. So sollen Ungerechtigkeiten bei der Lehrerverteilung zwischen Land und Stadt vermieden werden.

Die Neuerungen gelten ab dem Schuljahr 2013/14, das Gesetz soll noch vor dem kommenden Sommer verabschiedet werden. Eine Mehrheit scheint sicher, da neben SPD und Grüne auch die CDU das Konzept mittragen dürfte. Denn in den Verhandlungen zum Schulkonsens hatte sich gerade die Union für den Erhalt der Grundschulen auf dem Land stark gemacht.

Derzeit gibt es 3127 Grundschulen in NRW, Tendenz fallend. Denn es gibt immer weniger Kinder. Von 2001 bis 2010 ist die Zahl um 140 000 auf 656 000 gesunken. Für das Konzept wird das Land 1700 Lehrerstellen erhalten, die ansonsten wegen des Schülerrückgangs weggefallen wären. „Das ist eine finanzielle Kraftanstrengung“, so Löhrmann. Sie räumte ein, dass an mindestens 400 Schulen die Leiterstelle nicht besetzt ist.

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