NRW-Polizei rüstet im Internet auf

Landeskriminalamt geht verstärkt gegen Kriminalität im Netz vor und ist auch Extremisten auf der Spur.

Düsseldorf. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht ab sofort geballt gegen Internet-Kriminalität vor. Im am Dienstag gegründeten „Cybercrime-Kompetenzzentrum“ arbeiten erstmals alle Experten des Landeskriminalamts (LKA) zusammen, die sich mit Internet-Straftaten befassen — von Terrorvorbereitung über Kinderpornografie, Datenklau durch Hacker bis hin zum Betrug am Bankautomaten mittels „Skimming“.

Zudem gehen die Beamten virtuell auf Streife und durchsuchen Webseiten, Foren und Netzwerke auf radikale Inhalte. 60 Polizisten, Wissenschaftler und Techniker arbeiten ab sofort zusammen. Bis Ende 2012 soll die Zahl auf 100 aufgestockt werden. Nordrhein-Westfalen ist damit das erste Bundesland, das seine Kompetenzen derart bündelt.

Hintergrund ist die drastische Zunahme der Netz-Kriminalität. 2010 wurden in NRW 48 411 Straftaten über das Internet begangen. In knapp 20.000 Fällen hatten sich die Täter illegal Zugang zu Computern verschafft — gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um 27 Prozent. „Internetkriminalität ist für die Polizei die Herausforderung der Zukunft“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstag.

Einen aktuellen Hintergrund bekommt das Projekt durch die Anschläge in Norwegen. Laut LKA-Chef Wolfgang Gatzke hat der mutmaßliche Attentäter Anders B. Breivik sein 1500-Seiten-Pamphlet im Internet auch an deutsche Adressen verschickt. „Wir beobachten jetzt verstärkt die rechte Szene im Internet“, sagte Gatzke.

Bundesweit forderten am Dienstag Politiker schärfere Online-Kontrollen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles etwa sprach sich für eine stärkere Polizeipräsenz im Netz aus, um Rechtsextremisten frühzeitig zu erkennen. Der Chef der deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, schlug die Einstellung von 2500 speziell ausgebildeten, reinen Internet-Polizisten vor.

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