Gesellschaftliche Veränderungen : Innenminister Reul ordnet Wertediskussion in der NRW-Polizei an
Düsseldorf Fragebogen und Regionalkonferenzen für 50.000 Polizei-Beschäftigte sollen einen neuen Wertekatalog für die Beamten ermitteln. Innenminister Reul sieht dort offenbar Bedarf, eine Rolle spielt dabei auch der „Fall Lügde“.
NRW-Innenminister Herbert Reul will eine neue Wertediskussion in die nordrhein-westfälische Polizei tragen. Mit einem Brief an 50.000 Beschäftigte, der dieser Redaktion vorliegt, will der 67 Jahre alte Innenminister herausfinden, „was die Polizei im Innersten zusammenhält“, wie er es formulierte.
Herauskommen soll mit einem auf Wunsch anonym auszufüllenden Fragebogen und anschließenden vier internen Regionalkonferenzen mit Teilnehmern aus allen NRW- Kreispolizeibehörden in einem Werkstattverfahren ein Wertekatalog, dem sich die NRW-Polizei verpflichtet fühle, so Reul. „Wir brauchen das nicht alle, aber einige“, sagte Reul bei einem Gespräch mit Journalisten in Düsseldorf. „Die Gesellschaft verändert sich, und dem muss die Polizei Rechnung tragen. Deshalb will ich eine offene Diskussion über die Ausrichtung der 50.000 Beschäftigten.“
Reul spricht von einem Vergewisserungsprozess
Reul hat nach den Vorfällen um den Kindesmissbrauch in Lügde, bei dem am heutigen Donnerstag Urteile gesprochen werden, und dem damit einhergehenden Polizei- und Verwaltungsskandal oder auch vereinzelten Fällen von Polizeibeamten, die offenbar selbst der der rechten Szene angehörten, Bedarf für diese Wertediskussion gesehen. „Die Zeit ist reif“, sagte der Minister. „Ich würde mich auch wundern, wenn es unter 50.000 Beschäftigten da überhaupt keinen Bedarf gäbe“, sagte der Innenminister. Dieser „Vergewisserungsprozess“ sei ihm wichtig.