Speziell entwickelte Apps Nach Testphase - NRW-Polizei wird mit Smartphones ausgerüstet

Düsseldorf · Mit 20 000 Telefonen sollen die Beamten mobil Dokumente scannen und Daten abgleichen, bald auch Fingerabdrücke nehmen und Unfälle bearbeiten.

 Polizeikommissarin Julia Kamp zeigt ihr neues Smartphone. Mit der Auskunftsapp kann sie einfach Abfragen nach Personen oder Autos machen.

Polizeikommissarin Julia Kamp zeigt ihr neues Smartphone. Mit der Auskunftsapp kann sie einfach Abfragen nach Personen oder Autos machen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der Streifenwagen hat die junge Blondine wegen eines defekten Bremslichts angehalten. Ein Beamter bittet um den Führerschein – und alle kennen, was bisher nun folgte: Der Mann geht zum Dienstwagen, funkt die Leitstelle an, wartet, diktiert Daten, wartet und kommt irgendwann zurück. Eine elende Prozedur. Bei der Demonstration in einer Trainingshalle der Düsseldorfer Polizei am Montag hingegen öffnet der Polizist seine Datenabfrage-App, scannt den Führerschein und bekommt binnen Sekunden die Rückmeldung: keine Erkenntnisse über die Fahrerin.

Smartphones als neues Einsatzmittel der NRW-Polizei wurden acht Wochen lang in Dortmund, Recklinghausen und Wesel getestet. Jetzt folgt das flächendeckende Ausrollen der neuen Technik: 20 000 Telefone wurden angeschafft; jeder Beamte, der auf der Straße im Einsatz ist, soll Zugriff auf eines haben.

Im abgeschotteten Netz sollen die Daten völlig sicher sein

Die iPhones haben für den Anfang drei speziell entwickelte Apps: einen Dokumentenscanner, eine Auskunftsapp mit Zugriff auf den kompletten polizeilichen Datenbestand sowie einen eigenen Polizei-Messenger. Wozu der taugt, zeigen die Beamten am Montag mit einer simulierten Vermisstensuche: Ein Streifenwagen kommt zu einer Frau, die gerade ihren psychisch kranken Mann als vermisst gemeldet hat. Die Polizisten nehmen die Beschreibung auf, fotografieren ein Bild des Mannes ab – und in wenigen Augenblicken hat jeder Düsseldorfer Beamte im Wachdienst die Infos auf seinem eigenen Smartphone. Zur Wache fahren und Foto aus der Fahndungsdatei ausdrucken – das war gestern.

„Wir gewinnen ein Mehr an Zeit für unsere Polizistinnen und Polizisten“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU). Und dieses bedeute ein Mehr an Sicherheit für die Menschen in NRW. Die drei Apps seien aber nur ein erster Schritt: In Zukunft sollen die Mobiltelefone auch den schnellen Scan von Fingerabdrücken und die Aufnahme von kleinen Vorgängen wie Verkehrsunfällen  ermöglichen – ohne den zeitraubenden Weg auf die Wache und an den PC. Reul: „Ich habe keine Lust, dass die Polizei in Nordrhein-Westfalen in der Steinzeit rumhantiert.“ Nunmehr sei sie sogar „die bestausgestattete Polizei in Deutschland“.

Auf die Frage, warum das erst jetzt möglich war, verweist Reul darauf, seine Vorgänger hätten „offensichtlich im Tiefschlaf gelegen“. Aber es gebe auch hohe Sicherheitsanforderungen: Der Datenschutz, so Reul, habe eine große Rolle gespielt. Wie die Fachleute des Projektes „mobi.kom“ ausführen, bewegen sich die 20 000 Polizei-Smartphones quasi in einem eigenen Mobilfunknetz, das von Vodafone aufgebaut wird. Die Daten seien 100-prozentig sicher. Automatische Löschfristen auf den Geräten sowie eine zentrale Sperrung im Diebstahlsfall trügen ebenfalls dazu bei. Ein Problem bleibt bei allem Fortschritt: Im Funkloch ist auch die Polizei einfach offline.

Die Landesregierung investiert in diesem Jahr zehn Millionen Euro. In jedem weiteren sind es für Infrastruktur, Geräte, Datenverträge und so fort dann 13 Millionen Euro.

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