Nach Kopenhagen: Die Welt schaut auf Bonn

Deutschland will im nächsten Jahr einen neuen Anlauf zum Klimaschutz unternehmen. Die Kanzlerin hat die Zuversicht nicht verloren - das würde auch das Risiko in sich bergen, dass Deutschland seine bisherige Rolle in der EU verspielt.

Berlin. Die Pleite des Weltklimagipfels in Kopenhagen erhöht auch den Druck auf Deutschland. Bei der Konferenz im kommenden Sommer in Bonn werden viele Staaten auf Kanzlerin Angela Merkel (CDU) schauen. Doch leichter als bei dem enttäuschenden Gipfel in Kopenhagen dürfte es kaum werden.

Die Kanzlerin hat die Zuversicht nicht verloren - das würde auch das Risiko in sich bergen, dass Deutschland seine bisherige Rolle in der EU verspielt. Merkel hofft, dass es in Bonn und Mexiko um verbindlich festgelegte Klimaschutz-Ziele geht. Damit legt sie die Hürde hoch. Ihr Kommentar nach dem UN-Klimagipfel war deutlich: "Was wir zugeben müssen ist, dass die Verpflichtungen, die jetzt insgesamt angegeben werden, noch nicht die Verpflichtungen sind, mit denen wir das Zwei-Grad-Ziel bis 2050 auch wirklich erreichen können."

Warum sollte es in Bonn anders laufen? "Ich bin optimistisch und manchmal auch zäh bei den Verhandlungen", sagt die Kanzlerin. In Bonn ist ihr Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) dran. Er muss Verhandlungsgeschick beweisen.

Bei der Weltklimakonferenz hatte Röttgen seine Premiere und zeigte sich nach Ansicht von Beobachtern selbstbewusst und sachlich. Über 50Stunden lang musste er in der dänischen Hauptstadt ohne Schlaf auskommen. Dennoch räumte er danach ein: "Wir wollten mehr", sagt Röttgen. "Nun müssen wir den Blick nach vorne richten."

Umweltschützer halten einen Durchbruch in Bonn zwar für denkbar. Doch dafür müsste nach ihrer Ansicht mehr als bisher gemacht werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert größere nationale Anstrengungen.

Ein Tempolimit für Autobahnen soll her, obwohl der Beitrag zur Senkung des klimaschädlichen Kohlendioxids umstritten ist. "Es ist ein Signal an die Gesellschaft, wir müssen umdenken", sagt BUND-Chef Hubert Weiger. Es sei auch ein Signal an die Autoindustrie. Eine weitere Forderung des Experten ist, die Sanierung alter Häuser zur Pflicht zu machen.

Bei aller Debatte über deutsche Ziele - entscheidend werden die "big player" China und USA sein. Deutschlands Beitrag zum weltweiten Herausblasen von CO2 liegt bei rund zwei Prozent.

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