Aufstockung Mehr Geld für Museen in NRW: Sammlungen sollen wachsen

NRW-Kulturministerin Pfeiffer-Poensgen stockt die Ankaufsetats auf und stärkt auch die freie Musikszene in Millionenhöhe.

Aufstockung: Mehr Geld für Museen in NRW: Sammlungen sollen wachsen
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Düsseldorf. Welche Wunden kann Geld heilen — auch die gesellschaftlichen? Isabel Pfeiffer-Poensgen bettet Teil drei ihres Geldsegens jedenfalls in diese Überzeugung ein: dass die politischen Zerwürfnisse und Zerreißproben der vergangenen Wochen und Monate gezeigt hätten, welche entscheidende Rolle die Kultur spiele, um sich über Veränderungen in der Gesellschaft zu verständigen. Und dass sie für die Zusammenführung der Gesellschaft immer wichtiger werde.

Nein, die parteilose NRW-Kulturministerin reitet keine Attacke auf die Kunstfreiheit. Sie will auch die Kultur nicht instrumentalisieren, um gesellschaftliche Konflikte zu lösen. „Daran würde sich die Kunst überheben.“ Aber sie erhofft sich durch die Debattenbeiträge und Perspektivwechsel der Kultur „eine stärkere Differenzierung in der Diskussion“.

Nach der Etataufstockung für kommunale Theater und Orchester (Ende Mai) und für die freie Theaterszene (Anfang Juni) geht es jetzt um die freie Musikszene und die Museen. Man kann diese scheibchenweise Verkündigung, wie das Ministerium den massiv aufgestockten Kulturetat in Zukunft zu verteilen gedenkt, als geschickte Kommunikationsstrategie einstufen. In Wahrheit liegt es wohl eher an den begrenzten personellen Möglichkeiten des Hauses, dessen Etat bis 2022 jährlich um 20 Millionen Euro erhöht wird. Aber dafür müssen eben auch erst einmal Schritt für Schritt Konzepte und Förderprogramme entwickelt werden, die passgenau sind.

Für die freie Musikszene bedeutet das: Ansatzweise schon im nächsten Jahr und dann noch einmal verstärkt ab 2020 wird es erstmals eine systematische Ensembleförderung geben. Analog zu den Theatergruppen soll auch auf dem Feld der Musik zusätzlich noch eine Exzellenzförderung für bereits etablierte freie Ensembles eingerichtet werden. Mehr Geld fließt auch in die Spielstättenförderung. Und im Bereich der Jazzmusik wird es künftig Einzelförderungen zum Karriereeinstieg besonders begabter Musiker geben. Um zehn Prozent steigen zudem in einem ersten Schritt schon dieses Jahr die Mittel für die drei Landesorchester.

Die Museen können sich über erhöhte Ankaufsetats freuen — allen voran die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, die wieder einen eigenständigen Ankaufsetat erhält: eine Million Euro in diesem Jahr, im kommenden Jahr schon zwei Millionen. „Bisher musste die Kunstsammlung von der Hand in den Mund leben. Aber ein eigener Etat ist wichtig, damit das Haus planen kann.“ Auch der Ankaufsetat des Kunsthauses NRW Kornelimünster wächst in diesem Jahr um 130 000 auf dann 200 000 Euro.

Diese neuen Möglichkeiten zum Ausbau des Bestands sollen nicht auf die großen Häuser beschränkt bleiben. Gerade in den kleinen Museen, die schon sehr lange nicht mehr sammeln konnten, habe sie bei dem Thema „oft Resignation gespürt“, sagte Pfeiffer-Poensgen bei der Vorstellung ihrer Pläne.

Die Kulturministerin sieht die Vielfalt der kulturellen Angebote abseits der Metropolen als große Stärke Nordrhein-Westfalens an. Das soll sich auch finanziell niederschlagen in einer Aufstockung der Mittel für Kultur im ländlichen Raum. Damit verknüpft sie die soziologische Idee eines Dritten Ortes (neben Heim und Arbeitsplatz), an dem kulturelle Begegnungsmöglichkeiten gebündelt werden. Schrittweise sollen die Fördermöglichkeiten dafür wachsen, bis schließlich 2021 eine jährliche Summe von drei Millionen Euro zur Verfügung steht.

Roter Faden in all ihren Überlegungen seien aber auch bessere Arbeitsbedingungen für die Künstler selbst, sagt Pfeiffer-Poensgen. So sollen Förderungen im freien Bereich mit Erwartungen an faire Arbeitsbedingungen verknüpft werden, um die (Selbst-)Ausbeutung in der freien Kulturszene einzudämmen.

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