Rauschgiftkriminalität Mehr Drogen an den Schulen in Nordrhein-Westfalen

Die Zahl hat sich seit dem Jahr 2011 verdoppelt. Fast immer geht es um Cannabis — aber es gibt auch Fälle von Heroinkonsum.

In Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt haben sich die Drogendelikte an den Schulen zwischen 2011 und 2015 verdreifacht.

In Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt haben sich die Drogendelikte an den Schulen zwischen 2011 und 2015 verdreifacht.

Foto: Armin Weigel

Düsseldorf/München. Die Rauschgiftkriminalität an Schulen nimmt zu. Das ergeben Zahlen der Landeskriminalämter und Innenministerien. Besonders alarmierend ist die Entwicklung demnach in Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt, wo sich die Fallzahlen zwischen 2011 und 2015 verdreifacht haben. Besorgniserregende wirkt der Trend auch in NRW: Zählte das LKA 2011 noch 443 Drogendelikte an den Schulen des Landes, so waren es vier Jahre später 897 — eine Verdopplung der Fälle.

Allerdings, so erklärt Mario Lorenz, LKA-Sprecher in Düsseldorf, liegt die rasante Entwicklung schon ein paar Jahre zurück: Den krassesten Sprung machte die Fallzahl gleich im ersten der untersuchten Jahre, lag 2012 sie bei 772. „Dann blieb sie weitestgehend konstant.“ Sie stieg noch einmal auf 845 Delikte 2013 und sogar 957 im Jahr darauf, ging 2015 dann aber leicht zurück.

In den meisten Fällen geht es dabei um den Besitz oder Kauf von Betäubungsmitteln, meist Cannabis — in NRW gab es aber auch drei Heroin-Fälle. In den meisten Fällen erwischt die Polizei Jugendliche — deutlich seltener gehören Kinder unter 14 Jahren zu den Tätern. Unter dem Tatort Schule werden außerdem Drogendelikte von erwachsenen Schulangehörigen — also etwa Lehrern und Hausmeistern — gezählt, die in den Zahlen aber kaum eine Rolle spielen.

Es ist also vor allem die Jugend, die hinter der Drogenkriminalität an Schulen steht. Doch was sind die Gründe für den Trend? Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), sieht vor allem in der „gesellschaftlichen Verharmlosung von Cannabis“ einen wichtigen Aspekt dieser Entwicklung. Auch deshalb lehnt sie eine Legalisierung des Konsums strikt ab — diese könnte als „staatliche Unbedenklichkeitsbescheinigung“ aufgefasst werden.

Aber auch der Zugang zu Drogen, so LKA-Sprecher Lorenz, sei für die jungen Menschen heute leichter. „Im Darknet gibt es mittlerweile richtige Kataloge“, erklärt er. Das Rauschgift werde mitunter sogar per Post versandt. Dazu passt, dass es bei den aufgedeckten Drogenstraftaten an Schulen zumeist um den Konsum, weniger aber um den Handel gehe.

Andererseits gibt Lorenz zu bedenken, dass der Anstieg unter Umständen sogar ein positives Signal sein könnte. Denn: „Drogendelikte sind Kontrolldelikte.“ Wenn die Lehrkräfte wegschauten, gebe es auch keine Anzeigen. Insofern könnten die hohen Fallzahlen auch ein Anzeichen erhöhter Sensibilität sein.

„Prävention ist ein großes Thema an den Schulen in NRW“, sagt eine Sprecherin des Schulministeriums auf Anfrage unserer Zeitung. Die Landesstelle Sucht stehe den Schulen zur Seite, zudem gebe es Notfallordner, die auch einen Leitfaden zur Intervention im Ernstfall enthalten. „NRW ist gut aufgestellt“, ist man im Ministerium sicher. Einen Überblick über die verschiedenen Landeskampagnen zum Thema gibt es im Internet: landesstellesucht-nrw.de

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