Prozess Leverkusener gesteht Syrien-Trip zum Islamischen Staat

Gleich zu Beginn hat er gestanden: Ja, er sei in Syrien beim Islamischen Staat gewesen, habe aber nicht gekämpft. Jetzt kann der Leverkusener mit einer Bewährungsstrafe rechnen.

Der Angeklagte hat gestanden, beim IS in Syrien gewesen zu sein.

Der Angeklagte hat gestanden, beim IS in Syrien gewesen zu sein.

Foto: Caroline Seidel

Düsseldorf (dpa). Ein 25-jähriger Leverkusener hat gestanden, sich in Syrien der Terrorgruppe Islamischer Staat angeschlossen zu haben. Er sei im Herbst 2013 in das Land gereist und habe sich für wenige Wochen zunächst der Gruppe Dschunud al-Scham (Soldaten Syriens) und dann dem Islamischen Staat angeschlossen, räumte der Angeklagte am Donnerstag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht ein.

Den Treueeid auf den IS habe er aber nicht geleistet und nach seiner Schießausbildung nur einen einzigen Schuss auf ein leeres Gebäude abgegeben. Nach wenigen Wochen habe er sich mit einer Ausrede abgesetzt und sei über die Türkei zurück nach Deutschland gereist.

Dem Geständnis war eine Absprache der Prozessparteien vorausgegangen: Der Angeklagte kann nun mit einer Bewährungsstrafe von höchstens zwei Jahren Haft rechnen, wenn er sich von islamistischen Kreisen künftig fernhält.

Er habe sich von der Hauptschule zum Fach-Abitur und zum Studium „hochgekämpft“, sei dann aber an der Fachhochschule gescheitert, berichtete der Angeklagte. Dann sei auch noch seine Ehe kaputt gegangen. „Ich fühlte mich wie ein kompletter Versager“, erklärte er.

Seine Perspektivlosigkeit und das schreckliche Vorgehen des Assad-Regimes sogar gegen Frauen und Kinder hätten ihn bewogen, für höchstens drei Monate nach Syrien zu gehen. Religiöse Gründe hätten keine besondere Rolle gespielt. Er habe sich dem Widerstand gegen Assad anschließen wollen. „Mein Leben in Deutschland war ziemlich sinnlos zu der Zeit“, erklärte er.

Mit dem Islam sei er Jahre zuvor durch Freunde an der saudischen Akademie in Bonn in Kontakt gekommen und konvertiert. Zum Islamischen Staat sei er gewechselt, weil dies seine ganze Gruppe deutscher Kämpfer getan habe und er nicht allein bei den überwiegend tschetschenischen „Soldaten Syriens“ habe bleiben wollen.

Mittlerweile sei er wieder mit seiner Ehefrau zusammen, zweifacher Vater, habe einen Ausbildungsplatz, sei im Betrieb geachtet und respektiert. Seit seiner Rückkehr aus Syrien habe er sich nur um Arbeit und Familie gekümmert. Inzwischen sei er überzeugt: „Gewalt bringt nichts und führt höchstens zu mehr Gewalt.“

Der 25-jährige Deutsche war im März festgenommen worden, nachdem einige Monate zuvor ein anderer Syrien-Rückkehrer auf ihn hingewiesen hatte. Laut Anklage der Bundesanwaltschaft hatte er sich den islamistischen Terrorgruppen Soldaten Syriens und Islamischer Staat angeschlossen. Das Gericht hat bis 6. Juli zunächst vier Verhandlungstage angesetzt.

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