Leise rieselt der „Industrieschnee“ auf NRW

Das seltene Phänomen war gestern vielerorts zu beobachten. Schmutzpartikel fielen als Flocken vom Himmel.

Düsseldorf. Die Nordrhein-Westfalen sind um ein Winterwetter-Gesprächsthema reicher: Am Frühstückstisch, im Büro, in der Straßenbahn oder an der Fleischtheke wurde gestern über den völlig überraschenden und unangekündigten Schneefall gefachsimpelt — und warum er beispielsweise in Meerbusch nahe Düsseldorf zu beobachten war, wenige Kilometer weiter aber schon nicht mehr. Die Lösung des Rätsels: Ein seltenes Wetterphänomen namens Industrieschnee.

Der entsteht, wenn es am Boden kälter ist als in höheren Luftschichten, wie Günther Hamm vom Deutschen Wetterdienst gestern auf Nachfrage erklärte. Die milde Luft sei dann wie ein Deckel, der einen Luftaustausch verhindere. Feuchtigkeit und Abgase blieben in einer Art Sperrschicht gefangen; und wenn sich Wasser um Schmutz- und Staubpartikel lege und kondensiere, entstehe Schnee.

Ein bis zwei Mal in jedem Winter rieselt leise der Industrieschnee — und zwar dort, wo es viele Industrieanlagen wie Kohlekraftwerke gibt, die Feuchtigkeit und Abgase ausstoßen.

Ein Ersatz für die echte weiße Pracht ist das Wetterphänomen aber nicht: Weil er nicht richtig weiß ist, weil nur bis zu fünf Zentimeter die Regel sind, und weil der Industrieschnee feinkörniger ist als die üblichen Flocken. Für einen Schneemann taugt es nicht, noch nicht einmal für einen Schneeball.

Schon heute hat sich das Thema wieder erledigt, und echte weiße Pracht ist weiter nicht in Sicht. Von morgen an wird es wärmer. Am Wochenende dann kann es bis zu zehn Grad warm werden — mit Regen und viel Wind.

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