Düsseldorf Laumann: NRW-Krankenhausreform trotz Corona richtig

Düsseldorf · Der NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will bei dem von ihm eingeschlagenen Kurs der großen Krankenhausreform bleiben. Die SPD-Fraktion fordert Moratorium.

 Will die Reform weiterhin: Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen.

Will die Reform weiterhin: Karl-Josef Laumann (CDU), Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) will die von ihm initiierte große Krankenhausreform in Nordrhein-Westfalen für die dortigen 381 Kliniken trotz des Coronavirus und den so gewonnenen neuen Erkenntnissen und Bedarfen nicht grundsätzlich verändern. „Die Corona-Epidemie zeigt ja geradezu deutlich, dass wir unsere Krankenhäuser stärken müssen. Das habe ich schon vor der Epidemie gesagt und das gilt jetzt mehr denn je“, sagte Laumann dieser Zeitung.

Zuvor hatte die SPD-Fraktion im NRW-Landtag ein Moratorium für die Krankenhausreform, die derzeit erarbeitet wird, gefordert. Die Corona-Pandemie zeige, wie wichtig eine „flächendeckende Funktionsfähigkeit und eine nachhaltige Krankenhausstruktur für die Daseinsvorsorge“ ist, sagte der Solinger Landatgsabgeordnete Josef Neumann. „Daher fordern wir ein Moratorium für die aktuelle Krankenhausplanung zur Zentralisierung der Krankenhauslandschaft.“

Zur Erinnerung: Mit der Reform soll der Weg für neue Zentralkliniken, in denen Häuser ihre Kompetenzen bündeln, frei werden. Das der geplanten Reform vorangegangene Gutachten der „PD - Berater der öffentlichen Hand GmbH“ hatte eine Krankenhaus-Überversorgung in den Ballungsgebieten festgestellt, insbesondere auf der Rhein-Ruhr-Schiene – und teilweise eine Unterversorgung in ländlichen Gebieten. Laumann wollte sich mit seiner Reform „vom Bett als Planungsgröße verabschieden“ und stattdessen auf eine „detaillierte Ausweisung von Leistungsbereichen und Leistungsgruppen“ umstellen. Sein Versprechen: Auch in Zukunft werde ein Krankenhaus mit der Möglichkeit zur Notfallversorgung grundsätzlich innerhalb von 30 Autominuten erreichbar sein.

Erkenntnisse der aktuellen Pandemie wolle er künftig einfließen lassen, sagte Laumann jetzt dieser Zeitung. „Es steht doch außer Frage, dass wir bei unseren weiteren Planungen auch die Erfahrungen mit der Corona-Epidemie berücksichtigen werden. Aber der schon zuvor eingeschlagene Kurs bleibt richtig: Wir brauchen endlich eine patientenorientierte Krankenhausplanung, die sich an den tatsächlichen Bedarfen und der Behandlungsqualität orientiert und verhindert, dass durch Doppelstrukturen unnötig personelle Ressourcen verschwendet werden.“

Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW, will die Reform, an deren Details man selbst mitarbeite, nicht torpedieren, sieht aber eine zwingend neue Grundlage der Reform nach der Pandemie. Es sei ein „gesellschaftlicher Diskurs im Hinblick auf die Erwartungen der Bevölkerung an die zukünftige Krankenversorgung und ihre Strukturen als zentraler Teil der Daseinsvorsorge neben Feuerwehr, Schulen, Kindergärten“ zu führen, sagte Brink. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Patienten- und Krankenhausversorgung müssten dabei einfließen.

Grundsätzlich, sagte Brink, sei zentrale Position der Krankenhausgesellschaft, dass eine Planung aufgrund von vorgeschlagenen Leistungsbereichen und Leistungsgruppen nicht dazu führen dürfe, „dass Krankenhäuser nach Umsetzung der Pläne nicht mehr wirtschaftlich geführt werden können“.

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