Kommunalwahl in NRW: Alle Parteien feiern sich als Sieger

Einen Steinwurf voneinander entfernt jubeln CDU und SPD. Als wahre Gewinner sehen sich die Kleinen.

Düsseldorf. Die Spaziergänger, die am Sonntag einen kleinen Gang entlang der renaturierten Düssel im Herzen Düsseldorfs machen, wundern sich: Aus dem stattlichen Gebäude rechts des Flüssleins ertönt Jubel, aus dem eher tristen Bürogebäude linker Hand hört man gar spitze Freudenschreie. Nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind die Landesparteizentralen von CDU und SPD. Hier wie dort wird gefeiert. Als gäbe es zwei Wahlen.

In gewisser Weise trifft das sogar zu. Als um 18 Uhr die erste Prognose mit den Landesergebnissen über die Leinwände flimmert, herrscht große Freude bei der CDU. Schließlich liegt sie weiter mit großem Vorsprung vor der SPD. Kurz danach euphorischer Jubel bei der SPD:

Sieg bei den OB-Wahlen in Köln und Dortmund, später kommt die Rückeroberung der Rathäuser in Essen und Bielefeld hinzu, Hochburgen wie Gelsenkirchen und Bochum werden gehalten. Die CDU ist stark in der Fläche, die SPD hingegen in den Großstädten.

SPD-Landeschefin Hannelore Kraft zeigt sich eine dreiviertel Stunde vor Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) vor den Kameras. Sie gibt sich kämpferisch und zuversichtlich: "Wir haben uns in einer schwierigen Zeit behauptet. Das gibt uns Mut für die kommenden Auseinandersetzungen." Der Jubel ist laut, auch Politikneulinge wie Stefan Betzhöfer (19), gerade erst in die Partei eingetreten, ist begeistert: "Die SPD ist wieder da - eine tolle Wahlnacht."

Gegenüber, bei der CDU, trifft man auf einige alte Hasen wie Oliver Wittke, bis vor einigen Monaten noch Landesverkehrsminister und nun Manager bei einer großen Baufirma. Seine knappe Analyse der Kommunalwahlergebnisse: "Die nächste Bundestagswahl wird in NRW entschieden."

So sieht das auch Rüttgers: "Wir haben uns deutlich beim schlechten Trend etwa in Thüringen und dem Saarland behauptet. Wir machen hier gute Politik." Er gibt sich zuversichtlich, dass dies auch in Berlin immer wichtiger wird. Hier formuliert der stellvertretende CDU-Bundeschef Ansprüche auf die Mitgestaltung der bundespolitischen Ausrichtung seiner Partei.

Zwei selbsternannte Sieger - damit aber nicht genug. Auch in den Parteizentralen von Grünen und FDP herrscht demonstrativ gute Stimmung.

"Wir haben uns klar als dritte Kraft stabilisiert. Das Ergebnis ist schlecht für die FDP. Wir sind Sieger", sagt Grünen-Landesparteichefin Daniela Schneckenburger. Sie gilt intern als Freundin von rot-grünen Bündnissen. "Ich freue mich besonders über die Kölner Ergebnisse. Dort wird jetzt rot-grüne Politik gemacht", so Schneckenburger. Dort haben die Grünen den SPD-Kandidaten mitgetragen, im Rat sieht es nach einer deutlichen Mehrheit aus.

Und auch die vierte Partei im Landtag sieht sich auf der Gewinnerseite. "Wir haben am deutlichsten von allen Parteien im Landtag zugelegt", analysiert Christian Lindner, Generalsekretär der NRW-FDP. Seit den 60er Jahren seien die Liberalen in den Kommunen nicht mehr so stark gewesen wie jetzt. "Das gibt uns jetzt Rückenwind", so Lindner.

Das hätten seine Kollegen von den anderen Parteien nicht schöner sagen können - alle fühlen sich als Sieger.

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