Kohlendioxid unter der Erde: NRW wirbt für neue Technik

Das Land setzt auf CO2-Speicherung, um das Klima zu schonen. Nun sollen die Bürger überzeugt werden.

Düsseldorf. Eine neue Technik weckt die Hoffnung auf Klimaschutz trotz Kohlekraftwerken, schürt aber auch die Angst vor möglichen Risiken: Bei CCS (Carbon Capture and Storage: Abscheidung und Einlagerung von Kohlendioxid) wird das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) abgesondert und unter der Erde gespeichert - auf diese Weise soll der Ausstoß in die Atmosphäre verhindert werden. Die nordrhein-westfälische Landesregierung wirbt für CCS - seit vergangener Woche umso mehr, da das Bundesgesetz, das den Weg für die Technik frei machen sollte, vorerst gescheitert ist.

NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) sieht in der neuen Technologie eine Chance für den Kohle- und Industriestandort NRW. So plant die RWE Power AG ein neues Braunkohlekraftwerk mit CCS-Technik in Hürth bei Köln. Das dort anfallende Kohlendioxid soll über eine rund 500 Kilometer lange Pipeline ins schleswig-holsteinische Nordfriesland transportiert werden und dort in unterirdischen Gesteinsformationen gespeichert werden. Sie gelten dafür als besonders geeignet.

Allerdings formiert sich in Nordfriesland Protest unter den Bürgern - ein Grund dafür, dass das Bundesgesetz vorerst scheiterte. Die Kritiker halten die Technik für nicht ausgereift. Unklar ist unter anderem, wie sicher die Speicherung ist. Anders als Kohlenmonoxid (CO) ist CO2 nicht giftig. Es kann aber ab einer bestimmten Konzentration in der Luft zum Erstickungstod führen.

Thoben betonte am Montag am Rande einer Fachtagung zur CCS-Technik in Düsseldorf, dass sie das Aus des Gesetzes sehr bedauere. Sie kritisierte, dass in Schleswig-Holstein nicht der Versuch gemacht worden sei, die Akzeptanz der Bürger zu gewinnen. Hier hätten alle Beteiligten "versagt".

Thoben will nun aus der Entwicklung in Schleswig-Holstein Konsequenzen ziehen und frühzeitig die Bürger in NRW über CCS informieren. Die CDU-Politikerin geht zwar davon aus, dass es in dieser Legislaturperiode, die im September endet, keinen neuen Anlauf mehr für das Bundesgesetz geben wird. Allerdings muss Deutschland laut einer EU-Vorgabe bis spätestens 2011 eine gesetzliche Regelung auf den Weg gebracht haben.

Thoben betonte, dass die CCS-Technik nicht der "Heilsweg" beim Klimaschutz sei, aber eine wichtige Chance biete, die das Land nicht verpassen wolle. Unterstützung erhielt sie von Manfred Fischedick vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Zwar sei die Technologie noch nicht komplett erforscht. Es müsse aber angesichts des dramatischen Klimawandels eine Diskussion über Chancen und Risiken geben - und dafür praktische Versuche.

Fischedick sieht die Einsatzmöglichkeiten vor allem in den Schwellenländern China und Indien mit einem sehr großen Ausstoß von CO2. CCS-Technik aus NRW könne aber - sollte sie sich als machbar erweisen - zu einem Exportschlager werden.

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