In NRW dürfen 17 Gemeinschafts-Schulen an den Start gehen

Startschuss für die Gemeinschaftsschulen in Nordrhein-Westfalen: Schulministerin Sylvia Löhrmann schickt 17 Genehmigungen heraus.

Düsseldorf. Zum kommenden Schuljahr dürfen in Nordrhein-Westfalen 17 Gemeinschaftsschulen an den Start gehen. Das gab Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Freitag in Düsseldorf bekannt.

Für die Pioniere ist allerdings noch eine Hürde zu überwinden: Mindestens 69 Kinder müssen nun verbindlich für jede Gemeinschaftsschule angemeldet werden, um mit drei Parallelklassen beginnen zu können. An Gemeinschaftsschulen sollen alle Kinder zumindest in den Klassen 5 und 6 gemeinsam lernen. Die Schulen starten als Modellversuch. Löhrmann will aber versuchen, die neue Schulform noch in diesem Jahr gesetzlich zu verankern.

Für das Schuljahr 2012/13 gebe es von 40 Trägern Interesse an Gemeinschaftsschulen, sagte sie. CDU-Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann signalisierte Kooperationsbereitschaft: „Die CDU-Fraktion ist zu konstruktiven Gesprächen über die gesetzlichen Grundlagen eines demographie- und zukunftsfesten vielfältigen Schulwesens bereit.“

In der Bewerbungsrunde für das kommende Schuljahr könnten zwei von insgesamt 19 Anträgen nicht genehmigt werden, erläuterte die Ministerin. Im ostwestfälischen Altenbeken ergab eine Elternbefragung nicht die Schüler-Mindestzahl für die nächsten beiden Folgejahre. Ein Antrag aus Köln scheiterte, weil zwei vorgesehene Schulgebäude 800 Meter weit auseinanderliegen und Konkurrenz zu einem Gymnasium besteht, das die Gemeinschaftsschule ablehnt.

Mit zwei weiteren Anträgen setzte sich Köln aber durch und darf als einzige Bewerberstadt zwei Gemeinschaftsschulen gründen. Die neue Schulform solle in möglichst breitem Einvernehmen an den Start gehen, bekräftigte Löhrmann. Um einen Verdrängungswettbewerb zu vermeiden, werde sie fünf Gemeinschaftsschulen kleiner als beantragt genehmigen. Rheinberg und Blankenheim/Nettersheim dürfen dagegen sechszügig starten, wenn die nötigen Anmeldezahlen zusammenkommen. Wegen des großen Interesses in Köln, erhält die Domstadt die Auflage, künftig vier statt nur drei Parallelklassen anzubieten.

Mit Ausnahme von Köln und Bochum liegen alle genehmigten Standorte im ländlichen Raum. Löhrmann unterstrich erneut die Ziele des wichtigsten Schulprojekts der rot-grünen Minderheitsregierung: „Bildungswege länger offenhalten, mehr Schüler zu höheren Abschlüssen führen und die Abhängigkeit des Bildungsaufstiegs von der sozialen Herkunft aufbrechen.“ Sie äußerte sich zuversichtlich, im Fünf-Parteien-Parlament trotz vieler Widerstände von CDU und FDP einen Konsens finden zu können. Die FDP hatte sich allerdings bereits nach der ersten Runde der Bildungskonferenzen, die die Ministerin zu diesem Zweck initiiert hat, verabschiedet.

Als erste in NRW hatte die münsterländische Gemeinde Ascheberg schon im vergangenen November die Genehmigung erhalten, ihre Real- und Hauptschule in eine Gemeinschaftsschule zu überführen. Neun weitere Gemeinschaftsschulen entstehen ebenfalls aus bestehenden Haupt- und Realschulen, eine in Langenberg wird aus einer Verbundschule hervorgehen. Sechs weitere werden aus Hauptschulen gegründet.

„Die überwiegende Zahl möchte auch über die Klassen 5 und 6 hinaus integriert arbeiten“, berichtete Löhrmann. Die Lehrer haben die Möglichkeit, in einer Lerngruppe mit unterschiedlichen Büchern und unterschiedlich anspruchsvollen Aufgaben zu arbeiten. In den Kommunen gebe es auch Konflikte um die Gemeinschaftsschule, räumte Löhrmann ein.

Da die Genehmigungen erst nächste Woche herausgehen, gebe es zwar noch keine Klagen. An einem Standort rechne sie aber damit. Um dies nicht herauszubeschwören, wolle sie darüber allerdings nicht spekulieren. Der Lehrerverband Bildung und Erziehung äußerte sich zuversichtlich, dass die Nachfrage nach Gemeinschaftsschulen steigen werde. dpa

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