Grünen-Politikerin Bärbel Höhn: „Wir sind das Original“

Porträt: Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn fühlt sich in der Opposition wohl. Für den Bund sagt sie einen Lagerwahlkampf voraus.

Düsseldorf. Zehn Jahre Ministerin, die populärste Politikerin im bevölkerungsreichsten Bundesland - das war gestern. Heute ist Bärbel Höhn eine Oppositionspolitikerin in Berlin - eine von vielen bei den Grünen. "Aber mir geht es gut. Der Wechsel in die Bundespolitik war nach 15 Jahren Landespolitik genau richtig", sagt die 55-Jährige.

Den Eindruck, ihre Bedeutung sei nach dem Weggang aus Düsseldorf auch in der Bundespolitik gesunken, kann Bärbel Höhn überhaupt nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Einen Bedeutungsverlust habe sie nicht erfahren, das Spielfeld sei nur ein anderes. "In NRW bin ich in den Medien sicher nicht so präsent. Aber dafür stärker auf Bundesebene", sagt die Oberhausenerin und listet prompt auf: "Zweimal in einem Jahr bei Christiansen, dreimal in einer Woche in der Tagesschau - das ist mir als Ministerin nicht gelungen." Gammelfleisch, Nichtraucherschutz und jetzt die Pannen in den Atomkraftwerken: Höhn ist gefragt, hat sich ganz schnell einen Platz in der ersten Reihe der Grünen erobert - neben den Platzhirschen Renate Künast und Jürgen Trittin. Beide haben den Wechsel der umtriebigen Höhn nach Berlin gar nicht gerne gesehen, konnten ihn aber nicht verhindern.

Jetzt also trommelt Höhn auf Bundesebene für ihre Politik, und die sieht sie als Essenz der Grünen-Politik: "Umweltschutz, Klimaschutz, Verbraucherschutz - das ist so aktuell wie nie." Vehement streitet sie ab, dass diese Themen von den anderen Parteien absorbiert seien. "Wir sind das Original. Was helfen uns Sonntagsreden, wenn tatsächlich keine spürbaren Erfolge zu sehen sind", sagt sie und bezieht darin auch die Bundeskanzlerin ein, die sich unlängst in Heiligendamm erst zur obersten Klimaschützerin erklärt hat.

Die Grünen sieht sie also gut gerüstet für die politischen Auseinandersetzungen, die sich nach ihrem Eindruck durch die Etablierung der Linkspartei verschärfen werden. "Wir müssen uns auf ein Fünf-Parteien-System einstellen. Die nächste Bundestagswahl wird ein Lagerwahlkampf", sagt sie voraus.

Im Umgang mit Lafontaine & Co dürfe man nicht das Konzept wiederholen, das einst Johannes Rau als Credo für den Umgang mit den Grünen ausgegeben hat: "Nicht mal ignorieren." Man müsse die Linken inhaltlich stellen. Überhaupt seien die vor allem eine Bedrohung für die SPD und ließen die Grünen weitgehend unberührt. Die SPD leide noch unter den Spätfolgen der Schröder’schen Agenda-Politik. Die haben die Grünen zwar mitgetragen - der Ärger lädt sich aber bei den Sozis ab.

Biografie Bärbel Höhn wurde vor 55 Jahren in Flensburg geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie ist Diplom-Mathematikerin und hat an der Uni Duisburg gearbeitet.

Politik Die Umweltsünden im Ruhrgebiet führten sie zur Kommunalpolitik, zunächst zur SPD. Im Jahr 1985 trat sie zu den Grünen über. Von 1995 bis 2005 war sie Umweltministerin in NRW.

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