Fußball-Einsätze: Der Rückzug aus den Stadien

Warum die Fußball-Einsätze gerade jetzt reduziert werden und was die Vereine dazu sagen — ein Überblick.

Fußball-Einsätze: Der Rückzug aus den Stadien
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Düsseldorf. Sorgen weniger Polizisten im Stadion für eine ruhigere Atmosphäre? Auch diese Frage kommt nun wieder auf. Was der Vorstoß außerdem bringen soll:

In dieser Saison stehen in NRW in den obersten drei Ligen 231 Spiele an und damit zehn Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Zudem kommen sechs neue Risikopartien zwischen dem 1. FC Köln mit Schalke, Dortmund und Mönchengladbach hinzu. Damit müsste sich auch die Zahl der Polizeieinsätze noch einmal erhöhen. „Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr vermitteln“, sagt Jäger.

„Ich gehe davon aus, dass sich bei uns nicht viel ändern wird“, sagt Dirk Mesch, Sprecher bei Bayer Leverkusen. Den Verein hatte der Innenminister explizit als geeigneten Kandidaten für weniger Polizeipräsenz erwähnt, da die Partien in der Regel friedlich verliefen. Mesch widerspricht nicht. Gerade wegen des geringen Risikopotenzials mache man sich in Leverkusen keine Sorgen. Zudem habe man bereits einen eigenen Sicherheitsdienst.

Bei Fortuna Düsseldorf, wo die häufigen Fanströme bisweilen auch in der Altstadt sehr päsent sind, hat man gemischte Gefühle. „Ich verstehe den Vorstoß so, dass nun im Einzelfall intensiv geprüft wird, wie viel Polizei wirklich nötig ist“, sagt Sven Mühlenbeck, Veranstaltungsleiter bei Fortuna. Allerdings lässt er auch anklingen, dass im Ernstfall schnell genügend Kräfte zur Verfügung stehen müssten.

In der Szene gibt es seit langem eine Diskussion darüber, ob massive Polizeipräsenz zu mehr oder weniger Aggression bei gewaltbereiten Fan-gruppen führt. Das Innenministerium setzt darauf, dass weniger Kollegen, die sich zudem auch im Hintergrund halten, zu einer Beruhigung beitragen.

Ganz anders sieht es Arnold Plickert, NRW-Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Wenn Polizisten allein durch ihre Gegenwart als Provokation wahrgenommen werden, frage ich mich, wo wir eigentlich leben.“ Das Ministerium dürfe der Argumentation gewaltbereiter Gruppen nicht folgen.

In der Zweiten und Dritten Liga ist das Pilotprojekt laut Innenministerium bereits gestartet, in der Ersten Liga läuft es an vier Spieltagen bis zum 27. September. Weniger Polizeipräsenz gibt es nur bei Begegnungen, die in den vergangenen drei Jahren ohne Krawalle abliefen und bei denen auch aktuell kein Gewaltpotenzial besteht. Das prüft eine Fachbehörde der Polizei. Die Vereine sollen in die Überlegungen einbezogen werden.

Bei Risikospielen, etwa Schalke gegen Dortmund oder Köln gegen Gladbach, sind laut GdP bis zu 1500 Bereitschaftspolizisten im Einsatz. In der vergangenen Saison seien dabei 302 946 Arbeitsstunden angefallen — ein Drittel der gesamten Arbeitszeit.

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