Nachwuchsprogramm Feuerwehr: Brände löschen als Wahlpflichtfach

Die Feuerwehren in NRW brauchen Nachwuchs. Jungen und Mädchen können in eigenen Einheiten mitmachen — oder aber in der Schule.

Nachwuchsprogramm: Feuerwehr: Brände löschen als Wahlpflichtfach
Foto: Roland Weihrauch

Haan. „Und los!“, ruft Oberbrandmeister Michael Kleinsteinberg über das Gelände der Feuerwache. Acht Jungen mit gelben Helmen und roten Jacken setzen sich in Bewegung. Denn statt Mathe und Deutsch haben sie Feuerwehrunterricht. Die wichtigsten Handgriffe sitzen bereits: Ratternd öffnen sich die Jalousien am Einsatzwagen, mit einer Trage wird ein Mensch gerettet, Schläuche werden ausgerollt, und dann ist es endlich so weit: „Wasser marsch!“ Alles wie bei einem richtigen Feuerwehreinsatz.

Nachwuchsprogramm: Feuerwehr: Brände löschen als Wahlpflichtfach
Foto: Roland Weihrauch

Oberbrandmeister Kleinsteinberg unterrichtet die Schüler der Emil-Barth-Realschule auf der Haaner Feuerwache. Zweimal im Monat trifft er sich mit den acht Schülern aus der neunten Klasse. In der Feuerwehr-AG lernen die Schüler nicht nur, wie sie einen Brand richtig löschen, sondern werden auch im Umgang mit den Gefahren bei einem Brand geschult.

Nachwuchsprogramm: Feuerwehr: Brände löschen als Wahlpflichtfach
Foto: Roland Weihrauch

„Ich wusste vorher zum Beispiel noch nicht, dass man bei einem Brand im Haus nicht aufrecht gehen, sondern am besten kriechen sollte“, sagt Matthias. Der 14-Jährige belegt in diesem Schuljahr Feuerwehrunterricht im Wahlpflichtbereich. Matthias hätte auch Informatik, Spanisch oder Hauswirtschaft wählen können, aber ihn hat vor allem das Praktische gereizt: „Wir sind auf der Wache immer in Aktion und lernen im Team - das finde ich richtig gut.“

Nachwuchsprogramm: Feuerwehr: Brände löschen als Wahlpflichtfach
Foto: Roland Weihrauch

Wasser schießt in die Schläuche. Matthias und Maurice packen beim Löschschlauch jetzt richtig fest an. Sie sind heute im Angriffstrupp und mit gelben Atemluftflaschen, die an eine Taucherausrüstung erinnern, unterwegs. Der Angriffstrupp ist vor allem für die Rettung der Person und für die Löschung zuständig. „Das ist natürlich die schönste und spannendste Aufgabe“, sagt Maurice und richtet die Wasserfontäne auf den Brandherd.

Nachwuchsprogramm: Feuerwehr: Brände löschen als Wahlpflichtfach
Foto: Roland Weihrauch

„Die Idee zur Zusammenarbeit kam uns in mehreren Gesprächen“, sagt der stellvertretende Schulleiter Heinz Wemmer. Die Schüler lernten beim Feuerwehrunterricht, Verantwortung zu übernehmen: „Man muss ständig Entscheidungen treffen. Das ist ein gutes Training für jeden jungen Menschen.“

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Foto: Roland Weihrauch

Für Mirko Braunheim, stellvertretender Leiter der Feuerwehr in Haan, steht noch etwas anderes im Vordergrund: „Es wäre toll, wenn sich die Schüler dazu entscheiden, bei uns weiter mitzumachen. Wir brauchen Nachwuchs.“

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Foto: Roland Weihrauch

Fast 90 000 aktive Freiwillige bilden das Rückgrat der Feuerwehr in Nordrhein-Westfalen. Sie unterstützen die etwa 13 000 hauptberuflichen Feuerwehrleute. Aber der demografische und gesellschaftliche Wandel könnte langfristig Lücken in die Trupps reißen. „Und andere Vereine schlafen schließlich auch nicht“, sagt Braunheim. Im Fußballverein gebe es beispielsweise keine Altersbeschränkung wie bei der Feuerwehr. Sie könnten Kinder und Jugendliche frühzeitiger an sich binden. Doch das soll sich jetzt ändern. Der Landtag hat Ende vergangenen Jahres ein neues Brand- und Katastrophenschutzgesetz erlassen. Städte und Gemeinden können nun Kinderfeuerwehren für Jungen und Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren einrichten. Vorher war das Mindestalter zehn Jahre.

„Natürlich können wir so viel früher Bindung herstellen. Mit zehn Jahren haben die meisten Kinder nämlich schon ihre Interessen festgelegt“, sagt Kleinsteinberg. In Bornheim-Walberberg bei Bonn gibt es die Kinderfeuerwehr schon seit gut einem Jahr. Dort ist die Warteliste voll. Auch die Feuerwehr in Haan will jetzt eine Kinderfeuerwehr ins Leben rufen: „Wir haben uns schon etwas für 2016 überlegt“, sagt Kleinsteinberg. Und wenn der Andrang zu groß wird? Kleinsteinberg lacht: „Wir nehmen jeden auf. Zu viele werden, das können wir nie!“

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