Fehlende Planer bremsen Autobahnbau in NRW aus

Knapp 100 Stellen für Ingenieure sind bei Straßen NRW unbesetzt. Die Industrie zahlt besser. Vor allem die Brücken bereiten große Probleme.

 Geld ist da, um auf den Autobahnen die notwenigen Arbeiten zu verrichten. Was fehlt ist Personal.

Geld ist da, um auf den Autobahnen die notwenigen Arbeiten zu verrichten. Was fehlt ist Personal.

Foto: Julian Stratenschulte

Düsseldorf. NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) will, dass beim Straßenbau an Rhein und Ruhr effizienter gearbeitet wird. Insbesondere auf den Autobahnen soll es bei der Sanierung und dem Neubau schneller gehen. Während das notwendige Geld dafür vorhanden ist, fehlen die Planer. Wie Straßen NRW auf Anfrage dieser Zeitung mitteilt, waren zum Stichtag 1. Juni dieses Jahres 92 Stellen für Ingenieure nicht besetzt.

Und die Lage könnte sich weiter verschärfen: In den nächsten zehn Jahren werden 1300 Beschäftigte Straßen NRW altersbedingt verlassen. Um den steigenden Personalbedarf und die Austritte zu kompensieren, muss die Planungsbehörde jedes Jahr mehr als 100 neue Mitarbeiter gewinnen. Für 2018 hat die schwarz-gelbe Landesregierung weitere 52 neue Planer-Stellen bewilligt. Bis August waren 26 davon besetzt, für weitere 17 läuft das Einstellungsverfahren, heißt es.

Dass alle Stellen besetzt werden können, ist dennoch wenig wahrscheinlich. Denn der Arbeitsmarkt für Bauingenieure ist leer gefegt. Hinzu kommt, dass die Industrie höhere Gehälter zahlt. Nach Angaben des Verbands der Ingenieure (VDI) kam ein Bauingenieur 2017 im Schnitt auf ein Jahresbruttogehalt von etwa 56 000 Euro. Ein Teamleiter im Baugewerbe kann im Jahr mit rund 80 000 Euro rechnen.

Bei Straßen NRW gilt dagegen der Tarifvertrag des Landes. Und der sieht sogar geringere Einkommen als jener der Kommunen und des Bundes vor. Bei der Landesbehörde verdienen die Planer im Schnitt zehn Prozent weniger als bei der Industrie.

Große Probleme bereiten den Ingenieuren vor allem die Brücken. 6432 davon gibt es laut Verkehrsministerium an den Autobahnen und Bundesstraßen in NRW. Etliche wurden in den 1960er und 70er Jahren gebaut. Damals war das Verkehrsaufkommen deutlich geringer, das zulässige Gesamtgewicht für Lkw betrug nur 24 und nicht wie heute 44 Tonnen. Von den Bundes-Brücken in NRW gelten rund 750 als kritisch, sie müssen kurz- oder mittelfristig erneuert werden.

Beispiel Rheinbrücke Duisburg-Neuenkamp auf der A40: Sie wurde 1970 für 30 000 Fahrzeuge am Tag gebaut. Inzwischen rollen dort täglich mehr als 100 000 Kfz, darunter viele schwere Lastwagen. Bis 2026 soll die Brücke komplett erneuert werden.

Angesichts der fehlenden Planer verschieben sich im NRW-Verkehrsministerium die Akzente, was bis 2030 möglich ist: Im Januar dieses Jahres hieß es noch, die 51 Projekte der höchsten Kategorie „Vordringlicher Bedarf, Engpassbeseitigung“ im Volumen von 6,9 Milliarden Euro könnten bis 2030 abgeschlossen werden. Mindestens werde mit der Umsetzung begonnen.

Jetzt heißt es auf Anfrage, dass bis 2030 nicht alle Projekte fertiggestellt sein werden. Das erwarte der Bund auch nicht. Ziel sei es, alle Projekte, die bis dahin noch nicht fertiggestellt oder im Bau sind, „zumindest planerisch angegangen zu haben“. Das sei auch realistisch zu schaffen.

Zu den Schwerpunkten zählen die südliche und nördliche Rheinschiene mit dem Ausbau von A3, A57 und A59.

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