Duisburg: Die Loveparade-Katastrophe Ex-Oberbürgermeister Sauerland räumt Fehler nach Loveparade ein

Juristisch stand Duisburgs einstiger Oberbürgermeister Adolf Sauerland nie im Visier der Ermittler zur Loveparade-Katastrophe. Aber die meisten Bürger sahen ihn in der Verantwortung, er wurde abgewählt. Nach langer Zeit äußert er sich wieder in einem Interview.

um ersten Mal seit seiner Abwahl Anfang 2012 hat sich der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland öffentlich zum Loveparade-Unglück in seiner Stadt geäußert und Fehler eingeräumt. (Archivfoto)

um ersten Mal seit seiner Abwahl Anfang 2012 hat sich der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland öffentlich zum Loveparade-Unglück in seiner Stadt geäußert und Fehler eingeräumt. (Archivfoto)

Foto: Reuters

Duisburg. Zum ersten Mal seit seiner Abwahl Anfang 2012 hat sich der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland öffentlich zum Loveparade-Unglück in seiner Stadt geäußert und Fehler eingeräumt. Nach der Katastrophe 2010 habe er sich bemüht, keine juristischen Fehler zu machen und dabei „das Mitgefühl für die Angehörigen“ vergessen, sagte Sauerland dem „Zeit-Magazin“ und dem WDR-Fernsehen in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview. „Wahrscheinlich hätte ich viel früher auf die Opfer zugehen müssen.“ Sauerland arbeitet heute im Reisebüro seiner Familie.

Durch die Massenpanik waren 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 500 wurden verletzt. Sauerland war kritisiert worden, weil er nicht die Verantwortung für das Unglück übernehmen wollte.

Auch juristisch fühlte sich Sauerland nicht verantwortlich, zumal ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten das so sah. „Man suchte jemanden, den man zur Verantwortung ziehen konnte, dem man die Schuld zuweisen konnte, hinter dem man sich verstecken konnte, und das war ich“, sagte der 60-Jährige jetzt.

Nach wie vor sieht er keinen Grund, Verantwortung zu übernehmen. „Zurückzutreten, das wäre für mich eine Flucht gewesen“, sagte Sauerland. „Sollte wirklich etwas juristisch falsch gelaufen sein, zum Beispiel bei der Genehmigung, dann kann man politische Verantwortung verlangen. Aber ich hatte mir nichts vorzuwerfen.“ Als Beschuldigter galt Sauerland allerdings auch bei der Staatsanwaltschaft von Anfang an nicht. Ein Verfahren gegen andere beschuldigte Mitarbeiter der Stadt und des Veranstalters Lopavent hat das Landgericht Duisburg wegen Mängeln der Anklage nicht eröffnet.

In einer halbstündigen Dokumentation widmet sich der WDR dem Leben Sauerlands nach dem Unglück (28.11., 22.15 Uhr). Der Film zeigt die Reaktion der Bürger mit Buh-Rufen und Rücktrittsforderungen. Es zeigt ihn in seinem Ferienhaus im Sauerland, in das er sich eine Woche später vorübergehend zurückzog und während seiner späteren Arbeit im Reisebüro. Es zeigt vor allem, wie er Probleme hatte, mit aufgebrachten Menschen und Betroffenen in Kontakt zu kommen.

Er sei aus deren Sicht derjenige gewesen, der die Loveparade gewollt habe und der für die 21 Toten verantwortlich sei, sagt Sauerland im Interview, betonte aber: „Ich selbst wollte so eine Veranstaltung nie in Duisburg haben! Und das wussten alle, der ganze Rat.“

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