Einbrecher nehmen den ländlichen Raum ins Visier - Kreis Mettmann bei Aufklärung vorn

Laut Experten lässt die „soziale Kontrolle“ durch die Nachbarschaft nach.

Düsseldorf. Einbrecher sind der Polizei in Nordrhein-Westfalen meist einen Schritt voraus. Das geht aus Daten hervor, die das SPD-geführte Innenministerium nun in der Antwort auf Anfrage der CDU-Fraktion bekannt gegeben hat. Demnach lag die Aufklärungsrate in der Millionenstadt Köln im vergangenen Jahr bei nur 6,29 Prozent. In der Landeshauptstadt Düsseldorf wurde zumindest rund jeder zehnte Einbruch aufgeklärt.

Auf die beste Aufklärungsquote in der Region kommt die Polizei im Kreis Mettmann mit 14,77 Prozent. Die neuen Daten gehen über den bislang durch die Kriminalitätsstatistik 2012 bekannten Landesdurchschnittswert von 13,8 Prozent hinaus.

Zugleich spiegeln die Zahlen eine Verlagerung der Einbruchsfälle wider: Während in den Ballungsräumen Düsseldorf (-13,2 Prozent), Wuppertal (-13 Prozent), Krefeld (-8,8 Prozent) und dem Rhein-Kreis Neuss (-14,7 Prozent) zwischen dem zweiten Halbjahr 2011 und der zweiten Jahreshälfte 2012 Rückgänge verzeichnet wurden, legten Mönchengladbach (+19,2 Prozent) und Viersen (+4,9 Prozent) zu. Negativer Ausreißer ist Coesfeld im Münsterland, wo sich die Zahl der Einbrüche von 136 auf 294 mehr als verdoppelte.

Seit 2008 sind die Fallzahlen bei Wohnungseinbrüchen auch in NRW stark gestiegen. Insgesamt waren es im vergangenen Jahr 54 000 gemeldete Delikte, 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr, darin enthalten sind 21 700 Fälle, in denen es beim Versuch blieb. Doch schon im Jahr davor gab es einen Anstieg von 12,5 Prozent.

Laut Experten liege das auch daran, dass die Einbrüche mittlerweile immer öfter von gut organisierten Banden verübt werden, die nicht in der Region des Tatorts leben, sondern für ihre Vergehen anreisen. Die Einbrüche seien meist sehr gut geplant.

„Die Einbrecher nutzen dabei die Verkehrsanbindungen. Orte, die infrastrukturell gut vernetzt sind, sind dadurch gefährdeter“, erklärt Tillmann Bartsch vom Kriminologischen Forschungsinstitut in Hannover, der derzeit ein langfristiges Forschungsprojekt zum Wohnungseinbruchsdiebstahl leitet. Doch auch der ländliche Raum gerate stärker ins Visier der Kriminellen, möglicherweise habe hier die „soziale Kontrolle“ durch die Nachbarschaft nachgelassen.

Beim Einbruch gebe es nach den Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte typische Wellenbewegungen: Vor 15 Jahren habe es beispielsweise schon einmal ein Hoch gegeben, das sich nach einem Abflauen nun wiederhole. Und: „Einbruch ist ein lohnendes Delikt, das bei Erfolg zur Verübung weiterer solcher Taten verleitet“, interpretiert er die teils drastischen Rückgänge und Zunahmen in einzelnen Regionen.

Dass nun in vielen deutschen Städten von der Polizei Sonderkommissionen gegründet würden, erhöhe zwar den Fahndungsdruck, doch sei Einbruch ein besonders schwer aufzuklärendes Delikt. „Wenn niemand die Tat beobachtet und der Täter keine Spuren hinterlässt, ist die Aufklärung kaum möglich“, analysiert Bartsch. Bei anderen Delikten sei die Aufklärungsquote im Vergleich erheblich höher. Man wisse letztlich sehr wenig über das Profil der Einbrecher, weil man eben nur etwas über diejenigen Täter erfahre, die letztlich auch gefasst und von einem Gericht verurteilt würden.

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