NRW Die Zahl der Pflegebedürftigen wird drastisch ansteigen

Die NRW-Statistikbehörde hat berechnet, dass die Zahl derer, die im Jahr 2055 Pflegeleistungen beziehen, um 63 Prozent höher sein kann.

Symbolbild.

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Düsseldorf. Von 2005 bis 2013 ist die Zahl der Pflegebedürftigen in Nordrhein-Westfalen kontinuierlich gestiegen. Die Zahl der Personen, die Pflegeleistungen in Anspruch nehmen, wuchs in diesem Zeitraum von 458 400 auf 581 500 an — eine Steigerung um 27 Prozent. Zwei Drittel der Pflegebedürftigen sind Frauen. Nach den am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamts IT NRW liegt NRW mit einem Anteil der Pflegebedürftigen von 3,3 Prozent an der Gesamtbevölkerung im Ländervergleich im Bundesdurchschnitt. Die niedrigste Quote hat Bayern (2,6 Prozent), die höchste Mecklenburg-Vorpommern (4,5 Prozent).

Den größten Anteil an den Pflegebedürftigen stellt in NRW die Gruppe der 80- bis 89-Jährigen mit 39 Prozent, gefolgt von den 70- bis 79-Jährigen mit 24 Prozent. Dabei nehmen etwa 50 Prozent Pflegegeld in Anspruch, 28 Prozent bedürfen stationärer Pflege und 23 Prozent sind in ambulanter Pflege.

Angesichts einer alternden Gesellschaft — bereits Ende 2015 gehörten 3,7 Millionen und damit 20,6 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes zur Generation 65 plus — wird das Problem weit größere Dimensionen annehmen. 65-jährige Männer haben statistisch gesehen derzeit eine verbleibende Lebenserwartung von 17 Jahren und fünf Monaten. 65-jährige Frauen dagegen haben statistisch gesehen noch 20 Jahre und sieben Monate vor sich.

„Unsere Aufgabe als amtliche Statistikstelle“, so betonte am Dienstag Behördenchef Hans-Josef Fischer, „ist es, objektive und neutrale Statistiken zu erstellen.“ Das wiederum sei dann Voraussetzung „für eine am Sozialstaatsprinzip orientierte Politik“.

Diese Politik hat einen Berg von Hausaufgaben, wenn man die Perspektiven in Betracht zieht, die die Statistiker präsentieren. Wenn die Pflegequoten unverändert blieben, so werde sich in NRW die Zahl der Personen, die Pflegeleistungen erhalten, von besagten 581 500 im Jahr 2013 auf 947 000 Personen im Jahr 2055 erhöhen. Ein Anstieg um 63 Prozent. Den stärksten Anstieg werde es bei den Pflegebedürftigen im Alter von 90 Jahren und höher geben.

„Insbesondere die Kreise in NRW müssen mit überdurchschnittlichen Zuwächsen bis 2040 rechnen“, sagte Fischer. Wegen des höheren Altersdurchschnitts im ländlichen Bereich werde es mehr Bezieher von Leistungen aus der Pflegeversicherung geben.

Wie gesagt — was angesichts dessen zu tun ist, haben nicht die Statistiker zu entscheiden, die liefern nur das Zahlenmaterial. Doch Landesgesundheitsminiserin Barabara Steffens (Grüne) beeilte sich am Dienstag klarzustellen, dass die Weichen bereits gestellt seien. Schon länger gehe man von etwa einer Verdoppelung der Zahl pflegebedürftiger Menschen bis 2050 aus. Steffens: „Wir haben die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege von 2012 bis heute um rund 85 Prozent (von 10 000 auf rund 18 500) gesteigert.“ Das habe man durch Einführung einer Ausbildungsumlage erreicht, die alle in der Pflege tätigen Einrichtungen zur Beteiligung an den Ausbildungskosten verpflichte. So werde gesichert, dass es ausreichend Fachkräfte gebe.

Die Ministerin verweist in diesem Zusammenhang auf die Aktivitäten, die Kommunen bei der Entwicklung von altengerechten Quartieren helfen, um den Menschen zu ermöglichen, möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben. Das „Landesbüro altengerechte Quartiere.NRW“ biete hier individuelle Beratung, Module, Analysen und Projektbeispiele. Sie sind im Internet zu finden.
www.aq-nrw.de

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