Deutlich weniger Krebspatienten in NRW

Düsseldorf. Die Zahl der Krebspatienten an den nordrhein-westfälischen Kliniken ist deutlich gesunken. Forscher zeigten sich davon überrascht. Zwischen 2000 und 2007 ging die Zahl der Krebs-Behandlungen um zwölf Prozent auf knapp 350 000 pro Jahr zurück, berichtete das Statistische Landesamt am Mittwoch in Düsseldorf.

Insbesondere die Zahl der Darm- und Brustkrebspatienten sank erheblich.

"Dass der Rückgang in einigen Patientengruppen so deutlich ausfallen würde, war nicht zu erwarten", kommentierte Joachim Bertz vom Berliner Robert-Koch-Institut die Entwicklung. Auch Klaus Kraywinkel vom nordrhein-westfälischen Krebsregister in Münster sagte: "Das ist viel mehr, als unsere Erhebungen vermuten lassen."

Die Diagnose Darmkrebs ging im Vergleichszeitraum des Statistischen Landesamts bei Frauen um 40 Prozent und bei Männern um 30 Prozent zurück. Die Brustkrebsfälle sanken um 40 Prozent.

"Gerade beim Darmkrebs war eher eine Zunahme zu erwarten", so Bertz. Schließlich trete diese Krebsart vor allem im hohen Alter auf - die Zahl der Fälle müsste mit der demografischen Entwicklung also ansteigen. Als Beleg für mögliche Präventionserfolge wollte die Bertz die Zahl zunächst nicht deuten.

"Statistische Ursachen spielen keine Rolle, es handelt sich eindeutig um medizinische Erfolge", sagte hingegen ein Sprecher des Statistischen Landesamtes.

Zumindest für die rückläufigen Zahlen bei den Brustkrebsfällen hat der Epidemiologe Kraywinkel eine wissenschaftliche Erklärung: "Seitdem keine Hormonbehandlungen mehr stattfinden, ist die Zahl der Erkrankungen gesunken." Für die kommenden Jahre erwartet er jedoch einen statistischen Anstieg: Da immer mehr Frauen an Früherkennungen teilnehmen, werde die Zahl der Diagnosen zunehmen.

Nach Angaben des Landesamtes sind die Patientenzahlen trotz der insgesamt rückläufigen Entwicklung bei einige Krebsarten dennoch deutlich gestiegen: So hat die Zahl der Hautkrebsfälle sich zwischen 2000 und 2007 um fast ein Viertel erhöht. "Das liegt vor allem daran, dass sich immer mehr Menschen ungeschützt der Sonne aussetzen", erklärt Kraywinkel. Der Wissenschaftler hält darüber hinaus einen Einfluss des Ozonlochs für möglich.

Lungenkrebs trifft hingegen zunehmend Frauen: Die Zahl der Patientinnen stieg um gut 30 Prozent, während sie bei den Männern nahezu gleichblieb. "Das ist ein Ergebnis der Emanzipation", sagte Kraywinkel: "Das Rauchverhalten von Frauen und Männern nähert sich immer mehr an."

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