Christian Lindner: „Wir wollen eine neue Chance“
Düssseldorf. Christian Lindner zu den Chancen der FDP am 13. Mai — und zum Verhältnis zur CDU.
Herr Lindner, die FDP steht in den NRW-Umfragen bei vier Prozent. Ist der Lindner-Effekt verpufft?
Lindner: Es geht hier nicht um mich oder um Umfragen, sondern um Nordrhein-Westfalen. Bei der Schlecker-Entscheidung hat man zuletzt gesehen, dass die FDP als Stimme gebraucht wird. Den betroffenen Frauen hilft die Arbeitsagentur jetzt besser als die von SPD, CDU und Grünen geplante Transfergesellschaft. Ich bin sicher, dass die Menschen auch nach dem 13. Mai eine marktwirtschaftliche Partei im Landtag sehen wollen.
Sie haben den Landtag verlassen, als es eine stabile schwarz-gelbe Regierung gab. Nun kämpfen Sie um die Existenz Ihrer Partei. Welche Fehler wurden gemacht?
Lindner: Im Bund haben wir viele in Stil und Prioritäten enttäuscht. Jetzt kämpfen wir für eine neue Chance. Ein Wendepunkt war, dass wir in einer schwierigen Situation lieber Neuwahlen in Kauf nehmen, als den Verschuldungskurs von Rot-Grün mitzutragen.
Die FDP hat sich in den vergangenen 30 Jahren eng an die CDU gebunden. Können Sie sich eine Ampel, also ein Bündnis mit SPD und Grünen,vorstellen?
Lindner: Ich kämpfe für die FDP und nicht für Koalitionen. Zu den Grünen gibt es fundamentale Unterschiede. Allerdings haben wir in NRW fünf Jahre gut mit der CDU regiert. Doch die Union sagt, sie strebt nur Rot-Schwarz oder Schwarz-Grün an. Norbert Röttgen hat den Anspruch aufgegeben, eine Alternative zu Rot-Grün sein zu wollen. Deshalb hat die Union beim Schulkonsens auch das Gymnasium an die Grünen verraten, die die beliebteste Schulform langsam austrocknen wollen.